Dieser Beitrag erschien zuerst im Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Aktuell sorgt eine Entscheidung der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) für rege Diskussionen innerhalb der Fleischbranche. Die BLE hat mithilfe des Thünen-Instituts die Rechenmethode für den Verbrauch und Verzehr von Schweinefleisch angepasst. Hintergrund sei, dass die errechneten Bilanzen nicht stimmig waren.
Nebenprodukte werden jetzt dem Fleisch statt den Innereien zugeordnet. Außerdem wurde der Faktor zur Berechnung des Verzehrs angepasst. So ist der Verzehr nach der neuen Rechnung weniger stark gesunken als der Verbrauch. Dennoch liegen beide Werte trotz gleicher Ausgangslage niedriger als nach der alten Rechenweise.
Somit wächst der Selbstversorgungsgrad für das Jahr 2022 rückwirkend von 125,8 % auf 142,4 %. Da der Verzehr laut AMI-Schätzung schneller zurückgehen wird als die Produktion, dürfte der Prozentsatz 2024 weiter steigen – rein rechnerisch.
Kritik vom Bauernverband
Scharfe Kritik daran übte Hubertus Beringmeier, WLV-Präsident und Veredlungspräsident des Deutschen Bauernverbands, bei einer offenen Onlinesitzung des WLV-Veredlungsausschusses: „Die neue Rechenart fällt uns politisch auf die Füße!“ Außenstehende könnten so kaum nachvollziehen, dass in Wirklichkeit die Produktion zurückgehe und die Abhängigkeit vom Ausland steige.
Im Fachbeirat der BLE möchte er sich deshalb für einen realistischen Selbstversorgungsgrad für Deutschland einsetzen. Dieser müsse sich auf die tatsächlich verkaufte Ware beziehen und berücksichtigen, dass hierzulande fast niemand Innereien kaufe. Zudem würden Edelteile schon reichlich importiert, betonte Beringmeier.