Lidl: Haltungskompass nur Show?
Der Discounter Lidl will ab April seine Frischfleisch-Eigenmarken mit einer Herkunftskennzeichnung versehen (siehe Meldung „Lidl führt Haltungskennzeichnung für Fleisch ein“). Ein Haltungskompass soll dabei in vier Stufen beschreiben, ob das Schwein beispielsweise mehr Platz oder einen Auslauf zur Verfügung hatte.
SUS hat die Nutzer seines WhatsApp-Services um ihre Meinung gebeten und viele Rückmeldungen bekommen. Herauskam, dass durchaus einige Landwirte die Initiative von Lidl begrüßen – vorausgesetzt der Erzeuger wird fair bezahlt und die zusätzlichen Kosten in Logistik und Vermarktung werden nicht auf die konventionelle Erzeugung abgewälzt. Einige sehen in solchen Labels auch die Chance, mit breiter gefächerten Haltungsformen über dem gesetzlichen Standard kleinen und mittleren Familienbetrieben eine wirtschaftliche Perspektive zu geben. Außerdem kann über diesen Weg messbar der Frage nachgegangen werden, ob der Verbraucher tatsächlich bereit ist, für mehr Tierwohl auch mehr Geld auszugeben. Um wirklich von einer nachhaltigen Zahlungsbereitschaft sprechen zu können, sollte die endgültige Bewertung aber frühestens nach einem Jahr erfolgen.
Der überwiegende Teil unserer SUS-WhatsApp-Nutzer sieht das Lidl-Label kritisch. So wird stark daran gezweifelt, dass der Discounter die Herkunft wirklich garantieren kann und dass dadurch nicht nur das eigene Image aufpoliert werden soll. Unterm Strich würden damit nur noch mehr Auflagen auf die Betriebe zukommen und die Produktion weiter verteuern bzw. ins Ausland drängen. Dass zudem beim Verbraucher die Zahlungsbereitschaft für mehr Tierwohl nicht gegeben ist, hätten schon etliche andere Labels bewiesen.