Unsere Autorin: Sandra Terletzki, Netzwerk Fokus Tierwohl, LWK NRW
Bei der Frage, wie die Schweineställe der Zukunft aussehen sollen, kommt der Auslaufhaltung zumindest auf politischer und gesellschaftlicher Ebene eine bedeutende Rolle zu. Das zeigen Verbraucherumfragen und neue Gesetzesinitiativen, wie jüngst zur staatlichen Tierhaltungskennzeichnung (TierHaltKennzG).
Fazit
- Für eine gute Strukturierung des Auslaufes brauchen die Tiere Platz.
- Durch Großgruppen lassen sich Baukosten sparen.
- Kontaktgitter und eine Teilüberdachung unterstützen bei der Etablierung des Kotbereiches.
- Abschiebekanten und verriegelbare Schleusen steigern die Arbeitswirtschaftlichkeit.
- Zum Seuchenschutz müssen alle wichtigen Funktionsbereiche auch im Stallinneren zu finden sein.
Die Schweinehalter sind hier deutlich reservierter. Sie wissen um die planungsrechtlichen Hürden, die seuchenhygienischen Risiken und nicht zu vergessen die zusätzlichen Investitionskosten, die mit dieser Haltungsform verbunden sind. Der Berufsstand verschließt sich aber diesem Thema nicht und in den Köpfen einiger Schweinehalter kreisen erste Gedanken, wie sie die Auslaufhaltung in ihren Betrieben umsetzen können.
Dabei muss ihnen von Anfang an klar sein, dass es mit einem Loch in der Wand und einem angeschleppten Gatter nicht getan ist. Im Gegenteil: Bereits bei der Planung können wichtige Details schnell unter den Tisch fallen oder es schleichen sich unkorrigierbare Baufehler ein. Deshalb hat die AG „Buchtenstruktur“ des vom BMEL geförderten Netzwerks Fokus Tierwohl die wichtigsten Tipps für die Auslaufgestaltung zusammengefasst.
Genug Fläche einplanen
Wichtig ist, dass die Größe des Auslaufs zur Tierzahl passt. Nur wenn im Auslauf ausreichend Platz zur Verfügung steht, legen die Tiere klar definierte Liege- und Kotbereiche an. Das ist nicht nur unter Tierwohl-, sondern auch arbeitswirtschaftlichen und betriebshygienischen Aspekten sehr wichtig.
Gesetzliche Platzvorgaben existieren nach dem TierHaltKennzG allerdings erst ab den Haltungsformen 4 und 5. Demzufolge ist z. B. einem 30 bis 50 kg schweren Mastschwein in Haltungsform 4 zusätzlich zum Platz im Stall eine Auslauffläche von mindestens 0,25 m² anzubieten. Bei Schweinen bis zu einem Lebendgewicht von 120 kg sind 0,5 m² pro Tier einzukalkulieren.
Die Haltungsform 5 ist den ökologisch wirtschaftenden Betrieben vorbehalten. Das bedeutet, dass hier die Bio-Richtlinien mit noch mal deutlich höhere Platzvorgaben und weiteren Gewichtsunterteilungen greifen. Deshalb sollten die konventionellen Schweinehalter in den Stufen 1 bis 3 zur Orientierung eher auf die Vorgaben in der Haltungsform 4 schauen.
Auch die Gruppengröße spielt bei einem Auslauf eine wichtige Rolle. Bei weniger als 20 Schweinen pro Bucht sind die Ausläufe bei Einhaltung der Mindestplatzvorgaben meist zu klein für eine gute Strukturierung. Aus diesem Grund geht die Empfehlung klar in Richtung 50 Tiere oder mehr pro Gruppe. Diese Größenordnung bietet zudem Vorteile in Bezug auf Arbeitswirtschaftlichkeit und Baukosten.
Süd-Ausrichtung optimal
In der Regel werden die Ausläufe an der Längsseite des Stalls gebaut. Denn durch die lange Mistachse spart man beim Einstreuen und Entmisten einiges an Zeit. Beim Umbau von Altgebäuden kann diese Herangehensweise allerdings dazu führen, dass die Ausläufe nicht optimal liegen. So sind bei nach Westen ausgerichteten Ausläufen z. B. Windschutznetze oft unentbehrlich, um die Tiere vor Zugluft und hereinwehenden Regen zu schützen.
Im Falle eines Neubaus sollte der Auslauf nach Süden ausgerichtet sein. Gerade im Winter wärmt die Sonne den Auslauf, zudem ist der Bereich windgeschützter. Ist diese Ausrichtung dennoch nicht umsetzbar, sollte der Giebel in Hauptwindrichtung Ost-West stehen. So tritt im Stall weniger Zugluft auf und die Ausläufe werden gut belüftet. Gewachsene Betriebe sollten außerdem darauf achten, dass die Ställe weit genug auseinanderliegen. Ansonsten kann es zu Tunneleffekten und hohen Windgeschwindigkeiten kommen, die das Auftreten von Atemwegserkrankungen begünstigen.
Überdachung unverzichtbar
Bei der konventionellen Haltung steht es den Landwirten frei, den Auslauf zu überdachen. In der Öko-Haltung sieht das anders aus. Je nach Bundesland beträgt die vorgeschriebene überdachte Fläche zwischen 50 und 90 %.
Losgelöst von behördlichen Vorgaben ist zumindest eine Teilüberdachung immer zu empfehlen. Denn einerseits bevorzugen Schweine Orte, die Deckung und Sonnenschutz bieten. Andererseits müssen nicht abgedeckte Ausläufe mit Einstreu sehr häufig entmistet werden, um hygienischen und emissionstechnischen Problemen vorzubeugen.
Damit die Überdachung Schutz vor Witterungseinflüssen bietet und gleichzeitig eine maschinelle Entmistung ermöglicht, sollte die Traufenhöhe bei circa 3 m liegen. Außerdem verhindert ein gedämmtes Dach, dass sich im Sommer die Hitze aufstaut oder viel Kondenswasser anfällt.
Abschiebekante setzen
Zwischen Stall und Auslauf sind pro Bucht immer zwei Ein- bzw. Ausgänge einzuplanen, um Gedränge zu vermeiden und rangniedrigeren Tieren Fluchtmöglichkeiten zu bieten. Die Durchgangsbreite sollte es hergeben, dass mehrere Tiere gleichzeitig durchgehen können.
Außerdem sind bei zwei Ein- und Ausgängen Schleusen mit einem Ein-Wege-System empfehlenswert. So lässt sich vor dem Entmisten Zeit einsparen, indem die Tiere nur noch rein-, aber nicht mehr rausgehen können.
Die Gestaltung der Durchgänge hängt u. a. vom Lüftungssystem im Stall ab. Bei freibelüfteten Ställen haben sich Lamellenvorhänge bewährt. Bei zwangsbelüfteten Ställen verhindern Schleusen oder Rüsseltüren, dass die Frischluft- und Abluftströme abreißen. In neuen Auslaufställen gehen viele Betriebe bereits dazu über, Gleichdruck- statt Unterdrucklüftungen einzubauen.
Aus arbeitswirtschaftlicher Sicht ist auch eine Abschiebekante unverzichtbar. Sie erleichtert das maschinelle Entmisten und verhindert, dass die Tiere übermäßig viel Einstreu in den Stall tragen.
Kontaktgitter im Kotbereich
Als Boden kommen im Auslauf Vollspalten sowie teilperforierte bzw. komplett planbefestigte Flächen infrage. Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich der Vollspaltenboden kaum für den Einsatz von Einstreumaterial eignet und nach dem TierHaltKennzG wohl nicht mehr lange erlaubt sein dürfte. Bei Festflächen hingegen ist unbedingt eine Jaucherinne zu setzen, über die Urin bzw. Wasch- und Regenwasser abfließen. Diese Rinnen müssen befahrbar und leicht zu spülen sein, da hier auch Stroh oder Beschäftigungsmaterial reinfällt.
Davon abgesehen, ist eines der wichtigsten Credos bei der Bodenauswahl die Standsicherheit. Das gilt insbesondere für die Kotecken. Dieser wichtige Funktionsbereich kann im Stall, aber auch im Auslauf positioniert werden. Fällt die Wahl auf den Auslauf, braucht dieser Bereich nicht überdacht sein. Schweine erleichtern sich nämlich gerne an Stellen, die kalt, feucht und zugig sind. Dieser Effekt lässt sich mithilfe geschickt platzierter Tränken und Kontaktgitter noch weiter verstärken. Denn durch den Sichtkontakt mit Schweinen aus der Nachbarbucht entwickeln die Tiere ein Territorialverhalten und markieren ihr Revier mit Kot und Urin.
Aus denselben Gründen sind im Liegebereich geschlossene Wände und ein Dach zum Schutz vor Sonne und Regen sinnvoll. Zudem sollten die Landwirte hier mit Augenmaß einstreuen. Denn gerade im Sommer verschafft eine kaum oder gar nicht eingestreute Betonfläche den Tieren etwas Abkühlung. Und im Winter kann es bei zu viel Einstreu zu gesundheitlichen Problemen kommen, weil die Tiere trotz frostiger Temperaturen draußen liegen bleiben und nicht in den Stall gehen.
Für Abkühlung sorgen
Ein weiteres sehr wichtiges Baudetail sind Kühlmöglichkeiten. Bereits ab einer Temperatur von ungefähr 15 °C haben Mastschweine das Bedürfnis, sich abzukühlen. Aufgrund der Keimbelastung sind im Boden eingelassene Suhlen nicht die erste Wahl. Besser geeignet sind Mikrosuhlen, die kleine Wassertröpfchen auf die Tiere und den Boden verteilen.
Um nicht den kompletten Auslauf zu befeuchten, können die Landwirte diese am besten wandnah installieren. Außerdem sollte in der Nähe ein Abfluss liegen oder das überschüssige Wasser fließt mit leichtem Bodengefälle in Richtung Spaltenboden bzw. Jaucherinne ab. Gesteuert werden die Mikrosuhlen per Zeitschaltuhr oder idealerweise über Temperatur- und Luftfeuchtefühler, die den Einschaltpunkt je nach Klima wählen.
Frostfreie Tränken
Die Schweinehalter sollten den Tieren das Futter grundsätzlich im Stallinneren vorlegen. Im Auslauf kann das Futter schnell nass werden und es drohen Probleme mit der Technik bzw. Futterqualität. Nicht zu vergessen, dass im Auslauf auch Schadnager und Vögel die Futterstellen aufsuchen.
Anders verhält es sich mit Raufutter. Das Angebot von Stroh, Heu oder anderen Materialien steigert maßgeblich die Attraktivität des Auslaufes. Allerdings sollte man das Raufutter im überdachten Teil des Auslaufes und in Raufen anbieten. So bleibt es am längsten frisch und für die Tiere gut verträglich.
Daneben ist auch die Wasserversorgung sehr gut im Auslauf platziert. Es bedarf nur bei großen Ausläufen ausreichend Abstand zwischen den Tränken und eingestreuten Liegebereichen. Zudem müssen die Praktiker die Frostgefahr auf dem Zettel haben. Mit einer Montage an der Außenwand des Stalles, einem Ringleitungssystem mit Wasserumwälzpumpen und integrierten Heizaggregaten oder Rohrbegleitheizungen lässt sich aber gut vorbeugen.
Erhöhtes Seuchenrisiko
Ein sensibler Punkt bei der Auslaufhaltung ist der Seuchenschutz. Im Vergleich zu geschlossenen Ställen besteht ein deutlich höheres Risiko, dass Krankheiten wie die ASP in den Bestand gelangen. Sei es über den direkten Kontakt zu Wildschweinen oder indirekt durch z. B. Nahrungsreste, die über Vögel und andere Tiere im Auslauf landen.
Um einen direkten Kontakt mit Wildtieren zu verhindern, müssen die Betriebe die Ausläufe mit Doppelzäunen sichern. Darüber hinaus besagen Anforderungen in ASP-Sperrgebieten, dass der Auslauf auch nach oben und zu den Seiten abgeschirmt sein muss. Hier können die Schweinehalter z. B. zu feinmaschigen Vogelschutznetzen greifen. Dieser vollumfassende Schutz hat auch den Vorteil, dass im Falle einer Aufstallungspflicht nur nicht überdachte Bereiche geschlossen werden müssen.