Destatis: Auslaufhaltung weiterhin die Ausnahme

In der Erhebung wiesen nur 1 % der Haltungsplätze für Schweine einen Zugang zu einem Auslauf auf.

Die klassischen Haltungsformen in der landwirtschaftlichen Tierhaltung haben in den vergangenen zehn Jahren in Deutschland an Bedeutung hinzugewonnen. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) vergangene Woche auf Basis von endgültigen Daten der Landwirtschaftszählung mitteilte, wurden am Stichtag 1. März 2020 rund 79 % der Schweine auf Vollspaltenboden gehalten. Vor zehn Jahren hatte der Anteil noch bei 67 % gelegen.

Zur Erhebung im März 2020 gab es laut Destatis bundesweit 34 800 schweinehaltende Betriebe mit rund 27,8 Mio. Stallhaltungsplätzen; 2010 waren es noch 65 200 Betriebe mit 28,5 Mio. Plätzen. Neben dem Gros der Tiere auf Vollspaltenböden wurden weitere 17 % auf Teilspaltenböden gehalten. Andere Haltungsverfahren, beispielsweise mit Tief- oder Einstreu, waren mit 4 % hingegen kaum vertreten. Nur 1 % der Haltungsplätze für Schweine war mit einem Zugang zu einem Auslauf versehen.

Dem Landvolk Niedersachsen zufolge zeigen die Ergebnisse der Zählung nur teilweise, welche fortschrittlichen Wege die Landwirtschaft bisher zu mehr Tierwohl und Naturschutz eingeschlagen hat. „Gerade bei den Schweinehaltern ist die Bereitschaft zum Umbau von Ställen größer, als das aus der aktuellen Landwirtschaftszählung 2020 hervorgeht“, verdeutlichte Landvolk-Vizepräsident Jörn Ehlers. In den Schweinehochburgen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen seien die Haltungsplätze in der vergangenen Dekade um 3 % zurückgegangen. „Das Problem ist die Unsicherheit über die Rahmenbedingungen in den nächsten Jahren, die auch über die unverzichtbare Wirtschaftlichkeit von Investitionen in Stallumbauten entscheiden“, so Ehlers. Die Politik erweise sich als „unzuverlässiger Akteur“. Alle wollten mehr Tierwohl im Schweinestall, aber keiner wolle die dafür notwendigen Umbaugenehmigungen erleichtern und die höheren Kosten schultern. Die Situation werde sich erst ändern, wenn der Rechtsrahmen Tierwohlumbauten unterstütze und Finanzierungskonzepte, wie von der Borchert-Kommission, praxisgerecht mit Investitions- und laufender Förderung umgesetzt würden. AgE


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