SUS 6/2021

Haltungsform 3: Welche Chancen bieten sich?

Einige Mäster möchten in Tierwohlställe investieren. Über Chancen und Risiken hat SUS mit Experten diskutiert.

Die deutschen Lebensmittelketten haben vollmundig angekündigt, dass sie mehr Fleisch aus den höheren Haltungsformen mit mehr Tierwohl anbieten wollen. Fraglich ist, wie weit die Verbraucher zum teureren Tierwohlfleisch greifen.

Hoffnungsträger Tierwohl

Dennoch ist Tierwohl für etliche Schweinehalter auch zum Hoffnungsträger ge­­worden. Dies gilt vor allem in der Preismisere, wo sich mit der konventionellen Haltung kein Geld verdienen lässt. Tierwohlboni und Abnahmegarantie hingegen helfen, die Liquidität zu stützen. In Deutschland haben sich rund 25 Programme in den beiden höchsten Haltungsformen etabliert. In den meisten Fällen vertreiben große Lebensmittelketten das Fleisch. Eine markante Position hat auch der ­niedersächsische Fleischbetrieb Brandt aufgebaut, der über zahlreiche kleine Kanäle vermarktet.

Zu den größten Anbietern in Hal­tungsform 3 gehört „BauernLiebe“, ein Markenfleischprogramm der Fleischhof Rasting GmbH. Die Tochter von Edeka Rhein-Ruhr verarbeitet momentan wöchentlich rund 1 500 Schweine im Label (siehe Übersicht). Die Belieferung erfolgt über die Partner Westfleisch und die Raiffeisen Viehvermarktung (RVG) in Enniger, die rund 80 % der Schweine bereitstellt.

Im BauernLiebe-Programm erhalten die Landwirte eine umfassende Betreuung vom Stallkonzept bis zum Markenfleischprogramm. Das Programm sucht weitere Mäster, die auf höhere Haltungsformen umsteigen wollen.

Über die Chancen der Tierwohlprogramme haben wir mit RVG-Berater Christian Bode und Dr. Detert Brinkmann von Rasting diskutiert.

Wie groß ist der Markt für ­Haltungsform 3?
Brinkmann: Wir gehen davon aus, dass derzeit bundesweit unter 1 % des Schweinefleisches aus Haltungsform 3 stammt. Doch das jungfräuliche ­Segment wächst. Denn wir und viele andere Lebensmittelketten haben sich ehrgeizige Ausbauziele gesetzt. Bei Edeka Rhein-Ruhr möchten wir bis 2023 auf rund 3 500 Schweine pro Woche expandieren. Über alle Programme ge­sehen, könnten die Haltungsformen 3 und 4 in Deutschland in fünf Jahren zusammen einen Marktanteil von 10 bis 15 % erreichen.

Wie reagieren die Verbraucher auf das höherpreisige Fleisch?
Brinkmann: Das Interesse unserer Edeka-Kaufleute ist da. Und das Fleisch der ­reiferen und fetteren BauernLiebe-Tiere schmeckt besser. Die Kaufbereitschaft der...