NL: Labelbetriebe müssen 300.000 € investieren

Für die Erfüllung der neuen Beter Leven-Vorgaben müssen die Betriebe viel Geld in die Hand nehmen.

Ab dem kommenden Jahr gelten für die Schweinebetriebe im niederländischen Tierwohllabel Beter Leven neue Haltungsanforderungen. Unter anderem müssen dann Sauen und Mastschweine in größeren Gruppen gehalten werden, in allen Ställen muss Tageslicht einfallen und die Haltung im Kastenstand ist nicht mehr erlaubt. Die Neuerungen hat die Betriebsberatung DLV Advies zum Anlass genommen, anhand von Befragungen und Praxisbeispielen einmal hochzurechnen, was ein geschlossener Betrieb mit 500 Sauen für die Erfüllung der Vorgaben investieren muss.

Zwar sind die Betriebe hier sehr unterschiedlich aufgestellt, aber die Berater sind letztlich auf einen durchschnittlichen Investitionsbetrag von rund 300.000 € gekommen. Das ist nach Aussage von DLV Advies viel Geld, zumal es in der Labelproduktion nur Abnahmeverträge mit maximal fünf Jahren Laufzeit gibt. „Legen wir die Investition auf diese Zeitspanne um, sehen wir Kostensteigerungen von 6,5 bis 10 Cent pro kg Schlachtgewicht. Die Mehrarbeit und mögliche Leistungseinbußen gerade in der Ferkelerzeugung sind da noch nicht mal eingepreist“, so der Geschäftsführer der Beratungsfirma Paul Bens gegenüber der Fachzeitschrift Boerderij. Ohne diese zusätzlichen Kosten hat die Uni Wageningen bereits im letzten Jahr errechnet, dass die Produktionskosten in den Beter Leven-Betrieben bei rund 2,10 € pro kg Schlachtgewicht bzw. 68,50 € je Ferkel liegen.

Beratungschef Paul Bens wünscht sich angesichts dieser Zahlen, dass das Bonussystem des Labels flexibler aufgestellt wird. „Ideal wäre eine Art Cafeteria-Modell, bei der sich die Betriebe mit einem frei wählbaren Mix aus verschiedenen Vorgaben zum Tierschutz oder Nachhaltigkeit den Bonus verdienen könnten“, so Bens. Das würde auch den großen Unterschieden zwischen den Betrieben in puncto Zustand der Ställe oder der finanziellen Möglichkeiten gerecht werden. Abgesehen von stark sanierungsbedürftigen Altställen und Neubauten spricht er sich auch dafür aus, dass die langjährigen Labelbetriebe eine Übergangsfrist für die neuen Vorgaben erhalten. Zumal noch immer nicht geklärt, welche Vergütungen die Betriebe ab 2025 erhalten.

Hier hofft Bens auch, dass die Schlachthöfe und Einzelhändler früh in diesem Jahr für Klarheit sorgen. Zwar hätten sich bereits einige Labelbetriebe an die Umsetzung der neuen Kriterien gemacht. „Wenn die Schweinehalter aber nicht bald verlässliche Zahlen zum Kalkulieren bekommen, werden sich etliche im aktuell sehr guten Marktumfeld nach Alternativen umschauen und aussteigen“, befürchtet der Branchenexperte.