Schweinezucht Alt Tellin soll Modellstall werden

Die abgebrannte Schweinezuchtanlage in Alt Tellin soll in der bisherigen Form nicht wieder aufgebaut werden.

Der Landtag in Schwerin hat sich am 14.04. in seiner aktuellen Stunde mit dem verheerenden Brand in der Sauenzuchtanlage Alt Tellin befasst. Bei diesem sind über 50.000 Tiere gestorben. Redner aller Fraktionen waren sich einig, dass eine reine Tierproduktion, wie sie die Anlage darstellte, von niemandem mehr akzeptiert würde.

Anstelle der bisherigen Großanlage soll eine „Modellanlage der Zukunft“, ein „Stall 4.0“ entstehen, kündigte Landwirtschaftsminister Till Backhaus an. Aus einer industriell geführten Anlage soll ein Landwirtschaftsbetrieb werden, mit einem Tierbesatz von 2 GV/ha und Ställen nach neuesten technischen Standards. Für solch ein Projekt müssten viele Menschen zusammenarbeiten. Das könnte in einem Beirat geschehen, bestehend aus Mitgliedern der Gemeinde, des Landkreises und der Verbände, zum Beispiel dem Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) oder dem Deutschen Tierschutzbund. Zusätzlich sollte das Projekt wissenschaftlich begleitet werden, beispielsweise durch das Thünen-Institut. „Ich biete mich gerne an, diesen Prozess zu moderieren und die Akteure an einen Tisch zu holen“, erklärte Backhaus. Verabredet wurde ihm zufolge, dass die LFD als Betreiber der abgebrannten Anlage nun einen Konzeptvorschlag erarbeitet.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) kritisierte indes, dass bislang niemand die Verantwortung für den Brand übernehmen wolle, weder der Betreiberkonzern LFD, noch der Eigentümer Terra Grundwerte AG, noch die Landesregierung. Die AbL prüfe derzeit rechtliche Schritte. Laut dem Sprecher der AbL Mecklenburg-Vorpommern, Franz-Joachim Bienstein, „ist die Brandkatastrophe eine Zäsur, die tiefgreifende agrarpolitische Konsequenzen von Bund und Land erfordert“. Der Hauptstadtreferent bei der Tierschutzorganisation Provieh, Patrick Müller, kritisierte, dass mit der LFD ausgerechnet das Unternehmen, welches „in der Vergangenheit seine besondere Unzuverlässigkeit und Gnadenlosigkeit gegenüber Lebewesen bewiesen hat“, den Modellstall der Zukunft mitentwickeln solle. Das sei ein Schlag ins Gesicht aller Landwirte, die sich um eine tierschutzgerechte Schweinehaltung bemühten. „Statt den Schulterschluss mit diesem Betreiber zu suchen, sollten diesem im Gegenteil alle Genehmigungen für Schweinehaltungsanlagen entzogen werden”, forderte Müller. Der Brand in Alt Tellin habe gezeigt, dass Anlagen dieser Größenordnung nicht beherrschbar seien. Solche Tierfabriken dürften deshalb nie wieder genehmigt werden, und bestehende Genehmigungen müssten zurückgenommen werden.

Unterdessen teilte der Betreiber der Anlage, die LFD Holding, mit, dass nun die gesamte Brandstelle in Alt Tellin beräumt wird. Dafür sei die behördliche Freigabe erteilt worden. Die Arbeiten würden mit einem Fachunternehmen ausgeführt. Angaben zu Schadenshöhe und Brandursache seien erst nach Abschluss der laufenden Untersuchungen möglich. Staatsanwaltschaft und Polizei ermitteln weiter „in alle Richtungen“.

Als Ursache für den Brand in der Schweineanlage Alt-Tellin wird aber eher von einem technischen Defekt ausgegangen.

Mit Material von AgE


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