SUS 02 / 2024

Spermaverkauf: Diese Eber punkten

Endstufeneber müssen vor allem gute Mast- und Schlachtleistungen liefern. Verhalten und die Nachhaltigkeit gewinnen aber zunehmend an Bedeutung.

Fazit
Die Marktanteile der Vaterrassen sind regional sehr unterschiedlich.
Die Unterschiede zwischen Piétrain und Duroc bei Schlachtkörper und Zunahmen sind geringer geworden.
Jede Genetik hat auch künftig ihre Daseinsberechtigung.
Alle Zuchtunternehmen investieren in die Forschung und Entwicklung von Gesundheits-, Robustheits- und Verhaltensmerkmalen.
Die Genetik allein wird den Ringelschwanz nicht ermöglichen können.
Die Duroc-Nachkommen erreichten 50 g höhere Zunahmen als die Piétrain-Tiere.

Jahrzehntelang war der Piétrain-Eber der unangefochtene Spitzenreiter bei den Vaterrassen. Doch seit einigen Jahren trumpfen Durocs und synthetische Linien groß auf. Wie sich die Marktanteile in den vergan­genen vier Jahren entwickelten, haben wir bei allen Besamungsstationen in Deutschland abgefragt.

Übersicht 1 zeigt, dass die Nachfrage nach Piétrain-Endstufenebern an allen KB-Stationen – abgesehen von Bayern-Genetik im Süden – abgenommen hat. Besonders groß ist der Rückgang bei der Schweinebesamung Weser-Ems (SWE) im Nordwesten, die 2023 rund 1,45 Mio. Spermatuben verkauft hat. Hier hat der Piétrain seinen Anteil von 79 % in 2020 auf 39 % in 2023 halbiert. Der Duroc hingegen konnte den Spermaabsatz nahezu verdoppeln und lag 2023 Kopf an Kopf mit dem Piétrain. „Dieser Trend wird sich vermutlich fortsetzen“, prognostiziert Johannes Korfhage von der SWE.

Einen rasanten Aufstieg haben in den vergangenen Jahren auch die synthetischen Linien hingelegt, also Eber, die meist aus zwei unterschiedlichen Rassen gekreuzt und dann züchterisch weiter bearbeitet worden sind. Bei der GFS hielten sie 2023 einen Anteil von 15 %, bei der SWE waren es bereits 24 %.

Piétrain dominiert im Süden

Gänzlich anders als im Nordwesten zeigt sich das Bild in Süddeutschland: Bei der Bayern-Genetik kommt der Piétrain nach wie vor auf einen Marktanteil von knapp 100 %. Das kleine Zwischenhoch des Duroc im Jahr 2022 ist wieder abgeflacht. Auch beim BVN hält der Piétrain einen Anteil von knapp 80 % an allen verkauften Spermatuben bei den Endstufenebern. Hier liegen die Durocs und synthetischen Linien gleichauf bei rund 10 %.

Für die nächsten Jahre erwarten die befragten Vertreter der KB-Stationen, dass das Angebot an Ebergenetiken ­vielfältig bleiben wird. Überwiegend einig waren sie sich, dass jede Genetik ihre Daseinsberechtigung hat. Vermutlich werde sich deutschlandweit betrachtet ein Marktanteil von 50 bis 60 % für die Piétrain-Eber, 30 bis 35 % für die Duroc-Vererber und 10 bis 15 % für die synthetischen Linien einstellen – mit großen regionalen Unterschieden.

Allerdings sei der Markt im Schweinebereich schnelllebig, warnt Silvia Zinner vom BVN: „Es ist in den letzten Jahren mehrfach vorgekommen, dass eine Genetik nachgefragt worden ist und ein Jahr später wollte diese fast keiner mehr.“ Laut Susanne Rohde von der GFS kommt es vor allem darauf an, wie sich die Masken an den Schlachthöfen entwickeln werden.

Verschiedene Märkte

Die Analyse der KB-Zahlen zeigt also, dass unser Land in Süden und Nord/Nordwest gespalten ist hinsichtlich der Frage, welches die beste Vaterrasse ist. Warum ist das so?

Ganz entscheidend für die Wahl der Ebergenetik ist die Vermarktung. Im Süden ist die Metzger- und die Thekenvermarktung über die großen Vollsortimenter im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) nach wie vor sehr bedeutend. Hier punkten Piétrain-Nachkommen mit ihrer sehr guten Fleischfülle. Die Teilstücke Schinken, Lachs, Schulter und Bauch passen bei guter Sortierung am besten zur AutoFOM-Klassifizierung, sodass hohe Indexpunkte möglich sind.

Im Norden und Nordwesten werden die Schweine hingegen weniger...