"Zucht dreht sich im Grunde um Nachhaltigkeit"

Der Fokus der Landwirtschaft auf den globalen Klimawandel und die möglichen Lösungen ist heute stärker und relevanter denn je. Was trägt die Zucht bei?

In der Schweineproduktion ist dieser Fokus besonders wichtig, da der Konsum und damit die Produktion von Schweinefleisch – nicht zuletzt aufgrund des globalen Bevölkerungswachstums bei gleichzeitig weltweit rückläufiger Armut – vermutlich auch in Zukunft weiter zunehmen werden. Selbst wenn weite Teile der westlichen Welt ihren Pro-Kopf-Fleischkonsum reduzieren, wird der weltweite Konsum laut Prognose der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) weiter steigen – nicht zuletzt in Ländern wie China und Brasilien.

Auf der Suche nach noch nachhaltigeren und klimaeffizienteren Lösungen zählen Zuchterfolge zu den besonders aussichtsreichen – weil grundlegenden – Ansätzen. Tage Ostersen, Abteilungsleiter Zucht & Genetik im SEGES Pig Research Centre des Dänischen Fachverbands der Land- & Ernährungswirtschaft, beantwortet drei Fragen:

Warum sind Zucht & Genetik so wichtig für eine nachhaltige Schweineproduktion?
Weil sie ein wichtiges Werkzeug zur Erzielung anhaltender Produktivitätssteigerung und damit auch für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz sind. Bereits jetzt haben wir auf diesem Wege wertvolle Erfolge erzielt, die wir Jahr für Jahr ausbauen können, weil eines unserer zentralen Zuchtziele darin besteht, mit weniger Ressourceneinsatz mehr zu produzieren – also nachhaltig zu handeln.

Was sind in puncto Nachhaltigkeit die wichtigsten Zuchtaspekte?
Um mit weniger mehr produzieren zu können, müssen wir vor allem die Futtereffizienz und die Wurfgröße erhöhen. Verbesserte Futtereffizienz reduziert insbesondere die Klimagasemissionen in der Futtermittelproduktion für die Mast – die Wurfgröße vor allem die Klimagasemissionen durch Gülle sowie die Zahl der notwendigen Sauen und deren Futterverbrauch.

Was kennzeichnet dänische Schweine mit Blick auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit?
Ihre im Vergleich zur Konkurrenz hohe Effizienz. Dies gilt für die markant höhere Wurfgröße ebenso wie für den täglichen Gewichtszuwachs. Unsere Betriebe erreichen im Schnitt 14,9 abgesetzte Ferkel je Wurf sowie über 950 g Tageszunahmen in der Mast.

Gibt es weitere wichtige Punkte für die Nachhaltigkeit?
Nachhaltigkeit und Zucht gehen stets Hand in Hand. Unser gesamter Einsatz dreht sich im Grunde um Nachhaltigkeit. Ständig finden wir neue Denkansätze, wie wir Zucht und Genetik optimal nutzen können. Zum Beispiel die Metabolomische Selektion*, die für Futtereffizienz und Nachhaltigkeit einen Quantensprung bringen könnte. Auch bei der Überlebensrate sehe ich im Zuge unserer Arbeit gute Chancen, die Nachhaltigkeit weiter zu steigern.

* Metabolomische Daten aus Schweineblutproben vermitteln Einblick in den Stoffwechsel auf Molekülebene. Anhand dieser zusätzlichen Informationen lässt sich das genetische Potenzial der Tiere noch genauer prognostizieren.


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