Unser Autor: Dr. Manfred Weber, LLG Iden
Nutztiere in Deutschland sollen in Zukunft verstärkt mit heimischen Eiweißfuttermitteln wie zum Beispiel Körnerleguminosen versorgt werden. Das Ziel ist, den Anteil der Eiweißkomponenten aus Übersee zu senken, um zum Beispiel der Abholzung des Regenwaldes entgegenzuwirken.
Körnerleguminosen haben in vielerlei Hinsicht eine große Bedeutung: Als Blühpflanzen fördern sie die Biodiversität und die Bodenfruchtbarkeit, sie unterstützen dank der Stickstofffixierung den Klimaschutz und sie erhöhen den Kohlenstoffgehalt im Boden.
Futtererbse passt zum Schwein
Die Körnerleguminose mit der größten Anbaufläche in Deutschland ist die Futtererbse (siehe Übersicht 1).
Sie eignet sich zudem hervorragend als Schweinefutter. Futtererbsen haben zwar nur einen mittleren Rohproteingehalt von 19 bis 20 %, dafür trumpfen sie aber mit hohen Stärke- und damit Energiegehalten auf (siehe Übersicht 2). Mit 13,5 MJ ME liefert die Futtererbse deutlich mehr Energie als Sojaschrot.
Hinsichtlich der Proteinversorgung ist nicht der Gesamtproteingehalt ausschlaggebend, sondern der Gehalt an essenziellen Aminosäuren. Beim Schwein sind hier besonders die fünf erstlimitierenden Aminosäuren entscheidend. Dazu zählen Lysin, Methionin/Cystin, Threonin und Tryptophan.
Die Erbse enthält je Kilogramm zwar nur etwa die Hälfte der Aminosäuren des Sojaschrotes. Bezieht man diese aber auf den Gesamtgehalt an Rohprotein, ergeben sich fast die gleichen Anteile. Damit ist die Proteinqualität gegenüber dem Sojaschrot nicht schlechter. Eine Ausnahme bilden hier nur die schwefelhaltigen Aminosäuren – das Methionin und Cystin. Bei der Rationsberechnung muss dieses berücksichtigt und ein Ausgleich geschaffen werden. Anders als bei früheren Sorten spielen antinutritive Inhaltsstoffe wie Tannine in modernen Erbsensorten keine Rolle mehr. Die Futteraufnahme wird durch den Einsatz nicht negativ beeinflusst.
10 bis 15 kg weniger Futter
Futtererbsen können beim Schwein in alle Futterrationen eingemischt werden. Empfehlungen zu den Einsatzmengen im Sauen-, Ferkel- und Mastfutter enthält Übersicht 3.
Vorsicht ist derzeit beim Einsatz im Sauenfutter geboten, da hierzu noch relativ wenige Versuchsergebnisse vorliegen. In jedem Fall sollte der Mischungsanteil im Tragefutter auf maximal 8 % begrenzt werden, weil bereits dann der Proteinbedarf der tragenden Sau ausreichend gedeckt ist.
Immer zu beachten ist die Art der Futtervorlage. Bei Trockenfütterung dürfen im Endmastfutter bis zu 40 % Futtererbsen enthalten sein. Wer flüssig füttert, sollte wegen der möglichen Schaumbildung in den Pumpen maximal 25 % einmischen. Eine Ursache für die Schaumbildung könnte die Struktur der Stärke oder des Proteins sein.
Überzeugen kann die Futtererbse beim Thema Futterverwertung. In Versuchen mit Mastschweinen, deren Futter bis zu 30 % Erbsen enthielt, verbesserte sich die Futterverwertung um 0,1 bis 0,15 Punkte! Das entspricht 10 bis 15 kg weniger Futter pro Schwein. Umgerechnet spart man dadurch bei aktuellen Futterkosten zwischen 4 und 6 € pro Tier – und das bei gleichen biologischen Leistungen.
Worauf der Effekt genau beruht, ist noch nicht abschließend geklärt. Versuche an der Landesanstalt für Landwirtschaft und Gartenbau in Iden weisen aber darauf hin, dass ein höherer Rationsanteil an Erbsenschalen und Erbsenproteinkonzentrat die Anzahl und Aktivität kohlenhydratfermentierbarer Bakterien erhöht. Das wirkt sich positiv auf die Tiergesundheit aus, weil unerwünschte Bakterien, wie zum Beispiel Streptokokken, im Darm zurückgedrängt bzw. unterdrückt werden. Gleichzeitig wurde im Dickdarm mehr Buttersäure von den Bakterien erzeugt, was die Darmgesundheit fördert.
Nährstoffreduziert einfacher
Was Futterrationen mit Erbsen bei aktuellen Komponentenpreisen kosten, zeigen die Beispiele in Übersicht 4.
Bei der Einordnung der Kosten sollte aber nicht nur auf die reinen Rationskosten geschaut werden. Die Vorzüglichkeit der Erbse hängt immer auch von den Preisen ab, die für Soja- oder Rapsschrot gezahlt werden müssen. Auch die Preise für Aminosäuren, insbesondere das Methionin, entscheiden darüber, ob sich Erbsenprodukte im Futtertrog lohnen.
Wichtig ist zudem, dass die Erbse neben den ernährungsphysiologischen auch ackerbauliche Vorzüge hat. Folgefrüchte bringen zum Bespiel nach einer Leguminosenvorfrucht oft höhere Erträge.
Sicher ist, dass die Erbse die nährstoffreduzierte Fütterung leichter möglich macht. Denn aufgrund ihres geringen P-Gehaltes sind N- und P-reduzierte Futterrationen leichter zu realisieren.
Fazit
- In Zukunft sollen mehr heimische Eiweißfutter im Trog landen.
- Versuche zeigen, dass sich die Erbse als Schweinefutter gut eignet.
- Durch die bessere Futterverwertung wurden 10 bis 15 kg Futter pro Mastschwein eingespart. Die Futterkosten sanken um 4 bis 6 € pro Tier.
- Der geringe P-Gehalt der Erbse erleichtert die Zusammenstellung von nährstoffreduzierten Mischungen.