Der Verzicht des Schwanzkupierens ist eine Riesenherausforderung. Martin Stodal, Ferkelerzeuger und Mäster aus Creglingen in Baden-Württemberg, kennt die Herausforderungen. Seit 2015 nimmt er am vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geförderten Modell- und Demonstrationsvorhaben (MuD) Tierschutz teil.
Maßnahmen: Mit Unterstützung durch MuD Tierschutz-Beraterin Nadja Böck (LLH) wurden Maßnahmen entwickelt, um Schwanzbeißen und Nekrosen sicher in den Griff zu bekommen. Der Einfluss der Fütterung auf die Darmgesundheit beschäftigte den Betriebsleiter von Beginn an. Vor ca. drei Jahren wurde eine mechanische Getreidereinigung eingebaut, um die Mykotoxinbelastung des Futters durch einen zusätzlichen Reinigungsschritt zu reduzieren.
Über eine Rotorwelle wird das Getreide aus Zukauf und eigener Ernte vor der Vermahlung abgerieben. Auf diese Weise werden anhaftende Fusarientoxine und Schmutz erfolgreich herausgereinigt. Dies konnten Laboruntersuchungen des Ausputzes sowie Getreideproben vor und nach der Reinigung bestätigen. Vor allem die Fusarientoxine DON und T2 Toxin konnten deutlich gesenkt werden. Der Getreidereiniger kann grundsätzlich in die vorhandene Mahlanlage integriert werden. Dabei sind technische Details der Getreidemühle zu beachten. Im Betrieb Stodal wurde im Zuge der Optimierung der Fütterung eine Strukturmühle angeschafft, um gleichzeitig die Futterstruktur zu verbessern.
Nutzen/Kosten: Die betriebswirtschaftlichen Auswirkungen wurden durch Linda Mergner vom KTBL ermittelt. Die Anschaffungskosten für das eingesetzte System liegen inklusive Montage bei rund 8 000 € netto. Als Abschreibungszeitraum werden zehn Jahre angenommen. Werden die Kosten auf die insgesamt 3 100 Ferkelaufzucht- und Mastplätze im Betrieb umgelegt, ergeben sich Kosten von 0,32 € je Tierplatz und Jahr.
Dies entspricht einer Steigerung der Kosten von 0,04 € je aufgezogenem Ferkel und 0,09 € je vermarktungsfähigem Mastschwein. Andererseits konnte der Futterpreis reduziert werden, da der Betrieb nun auf den Einsatz eines Mykotoxinbinders verzichten kann. Dadurch sinken sie um ca. 1,00 € je dt Futter. Für die Ferkelaufzucht bedeutet das eine Reduktion der Kosten um 0,50 € pro aufgezogenem Ferkel, für die Mast eine Einsparung um 2,70 € je vermarktungsfähigem Mastschwein.
Schlussendlich ergibt sich für den Betrieb nach der Anschaffung des Reinigungsgerätes und dem Wegfall des Toxinbinders eine Reduktion der Kosten von 0,46 € je aufgezogenem Ferkel und 2,61 € je vermarktungsfähigem Mastschwein.Stodal sieht außerdem einen positiven Effekt auf die Gesundheit seiner Tiere. Das verwundert nicht, weil Mykotoxine dafür bekannt sind, negativ auf das Immunsystem zu wirken.
(Dieser Best Practices-Tipp wurde im Rahmen des EU-Projekt „EuPig“ eingereicht und dient als Beleg für die Innovationsfreude bei europäischen Schweinehaltern).