In einem BHZP Zuchtbetrieb werden rund 280 Sauen mit angeschlossener Ferkelaufzucht und Jungsauenaufzucht gehalten. Nach Beratung durch Frau Gerstenkorn vom BHZP wurden diverse Maßnahmen festgelegt, um Saugferkelverluste und Durchfälle bei Saugferkeln zu verringern.
Maßnahmen: Eine Maßnahme war die Überprüfung der Oberflächentemperatur der Ferkelnester mittels des CAT S-60-Handys mit Wärmebildkamera.
Bei den Ferkelnestern handelt es sich um offene Ferkelnester mit Warmwasser- Fußbodenheizung. Die Flächen wurden ca. 24 Stunden nach Einschalten der Heizung überprüft. Im Display erscheint ein großflächiges Bild zur Wärmedurchflutung des Ferkelnestes mit Anzeige der Temperatur.
Die Angaben werden mit Kreide an die Wand der Bucht geschrieben. Dabei wird eine Oberflächentemperatur von 38,5 bis 39,5 °C angestrebt. Bei Abweichungen erfolgt eine Anpassung der Temperatur der Heizung im Abteil, am folgenden Tag wird erneut kontrolliert. Wenn einzelne Ferkelnester zu geringe Temperaturen aufweisen, wird mit Rotlichtlampen ausgeglichen. Weitere Temperaturmessungen erfolgen bei auffälligem Liegeverhalten der Ferkel.
Eine weitere Maßnahme ist die Wassergabe an die Ferkel ab dem ersten Lebenstag über die Futterschale in der Trennwand. Schalentränken befinden sich direkt daneben an der Trennwand.
Es erfolgt eine tägliche Reinigung mit einem Schlauch mit Düse. Die Handhabung ist einfach. Der Standort ist auch durch Sichtkontakt zur Konkurrenz in der Nachbarbucht für die Ferkel attraktiv. Ab dem 7. Lebenstag wird statt Wasser Prestarter über die Futterschalen angeboten. Da den Ferkeln durch die Wasseraufnahme der Automat bekannt ist, nehmen sie einfacher das angebotene Futter an.
Nutzen/Kosten: Was hat sich verbessert? Früher wurden in den Gruppen stark schwankend, aber im Extremfall bis zu 50 % der Würfe mit Saugferkeldurchfall beobachtet. Seit November 2020 und nach Umsetzung der Maßnahmen sind es nur noch max. 10 % der Würfe. Auch wird beobachtet, dass sich das Liegeverhalten der Ferkel verbessert hat. Sie nutzen das Ferkelnest, wodurch sich die Verluste durch Erdrücken verringert hat. Des Weiteren werden vitalere und gleichmäßigere Würfe beobachtet.
Die Ferkelverluste konnten von durchschnittlich 13,1 im Zeitraum Mai 2019 bis Ende Februar 2020 auf 11 % im Zeitraum März bis Ende Dezember 2020 reduziert werden. Dadurch stieg die Zahl der abgesetzten Ferkel pro Sau und Jahr von 30,6 auf 32,3.
Die Kosten für das Outdoorhandy mit Wärmebildkamera liegen bei ca. 400 bis 500 €. Der Zeitaufwand für die Temperaturmessung ist gering, es können ca. sechs bis acht Ferkelnester pro Minute kontrolliert werden. Auch die Wassergabe über die vorhandenen Futterschalen wird bei der täglichen Trogkontrolle und Reinigung erledigt und ist mit sehr geringem Zeitaufwand verbunden.
Dieser Best Practices-Tipp wurde im Rahmen des EU-Projekt „EuPig“ eingereicht und dient als Beleg für die Innovationsfreude bei europäischen Schweinehaltern.