Hortmann-Scholten: Korea könnte Markt entlasten

Auf der SUS-Fachtagung stand die angespannte Marktsituation im Fokus.

„Zu den aktuellen Kosten kann in Europa niemand wirtschaftlich Schweine halten“ – mit diesen klaren Worten begann Dr. Albert Hortmann-Scholten von der LWK Niedersachsen seinen Vortrag auf der diesjährigen SUS-Fachtagung in Herrieden bzw. Saerbeck. Der Marktexperte bezog sich dabei vor allem auf die explosiv gestiegenen Futterkosten. Maßgeblichen Einfluss darauf hat der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, wodurch das Land als global sehr wichtiger Weizenexporteur zunehmend von den Weltmeeren und damit auch von den Weltmärkten abgeschnitten wird. „Da der weitere Kriegsverlauf unklar ist und wir nicht wissen, wie viel ukrainisches Getreide letztlich in den Welthandel gelangt, rechne ich mit langfristig hohen Futterpreisen“, so die Einschätzung von Dr. Hortmann-Scholten. Unter Berücksichtigung der ebenfalls stark gestiegenen anderen Betriebsmittelkosten verortet das vollkostendeckendes Erzeugerpreisniveau aktuell zwischen 2,40 und 2,60 €/kg Schlachtgewicht. In der Sauenhaltung sind es seinen Berechnungen nach rund 95 € je 28 kg-Ferkel.

Auch auf die Absatzmärkte ging der Branchenkenner ein. Er rechnet damit, dass sich der Schweinefleischverbrauch pro Bundesbürger weiter sehr stark Richtung der 30 kg pro Jahr entwickeln wird. Vor zehn Jahren waren es noch mehr als 40 kg. Durch den sinkenden Fleischverzehr bewegt sich der Selbstversorgungsgrad trotz eines drastischen Bestandsrückganges auf einem Niveau von 132 %. „Diese vermeintliche Überproduktion müssen wir oft nach außen hin rechtfertigen. Dabei muss allerdings bedacht werden, dass wir aufgrund unserer Verzehrgewohnheiten 11 kg der konsumierten Menge aus anderen Ländern importieren müssen“, erläuterte Hortmann-Scholten.

Zum Schluss hatte der VEZG-Geschäftsführer aber auch noch eine positiv Marktmeldung für die Tagungsteilnehmer. So sollen die Verhandlungen mit Korea über ein Regionalisierungsabkommen weit vorangeschritten sein. Sollte sich das asiatische Land, welches nach dem ASP-Ausbruch im September 2020 ein Importverbot für deutsches Schweinefleisch verhängt hatte, in der zweiten Jahreshälfte wieder öffnen, könnte dies für die Wertschöpfung etwa 5 € pro Schlachtschwein ausmachen.

Interessante Einblicke in den Aufbau von Tierwohlprogrammen und die Integration von Schweinebetrieben in diese besonderen Vermarktungskonzepte gab Berater Christian Bode von der RVG Werne. Er begleitet Betriebe, die ihre Produktion auf Haltungsstufe 3 oder 4 umstellen, bei der Stallbauplanung, den Genehmigungsverfahren, der späteren baulichen Umsetzung und letztlich der Vermarktung. Hier führte er u. a. das Markenfleischprogramm BauernLiebe an, wofür wöchentlich rund 2.200 Schweine aus Haltungsstufe 3 geschlachtet werden. Verkauft wird das Fleisch über die Märkte von Edeka Rhein-Ruhr und Marktkauf.

In seinem Vortrag ging er auch auf die ökonomischen Rahmenbedingungen und die Sonderkonditionen ein. So erhalten die Betriebe im BauernLiebe-Programm neben diversen Preisaufschlägen für die Mehrkosten u.a. einen fünfjährigen Abnahmevertrag und einen garantierten Mindestpreis, der sich aus der gemittelten VEZG-Notierung der letzten fünf Jahre ableitet.

Zudem berichtete Bode von verschiedenen Umbauprojekte, die er begleitet hat. Mit Bildern von den Ställen machte der Berater deutlich, dass einige Betriebe mit kreativen Ansätzen kostengünstige Umbaulösungen schaffen konnten. So wurde z. B. kurzerhand ein an den Stall angrenzendes Fahrsilo zum überdachten Auslauf umfunktioniert.


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