SUS 5/2023

Langschwanzprojekt: Ergebnisse enttäuschen

Trotz hoher Investitionen in die Buchten tritt massiv Schwanzbeißen auf. Das ist das Ergebnis einer Studie mit mehr als 8.600 Tieren.

Laut EU-Recht ist das Kürzen der Schweineschwänze als routinemäßiger Eingriff verboten. Allerdings ist dieser Weg be­­sonders wirksam, um der Verhaltensstörung des Schwanzbeißens vorzubeugen. Das Kupieren der Schwänze ist daher zulässig, wenn dies nachweislich zum Schutz der Tiere unerlässlich ist.

Bissverletzungen am Schwanz der Tiere können zu erheblichen tierschutzrelevanten und ökonomischen Schäden führen. Schwanzbeißen tritt unab­hängig von der Haltungsform auf. Auch Bio-Betriebe sind betroffen.

Trotz intensiver Forschung ist es bisher nicht gelungen, die konkreten Ursachen für das Schwanzbeißen festzumachen. So gibt es zahlreiche betriebsindividuelle Einflussfaktoren. Im Fokus stehen die Buchtengestaltung, das Platzangebot, das Futter, die Gesundheit und die Genetik.

Ungeachtet dessen muss sich die landwirtschaftliche Branche weiter mit einem Verzicht auf das Schwänzekupieren aus­einandersetzen. Denn der Eingriff steht gesellschaftlich in der Kritik und auch die Politik drängt auf das Verbot.

Bundesweites Großprojekt

Aus diesem Grund hat das Berliner Bundeslandwirtschaftsministerium das Projekt „KoVeSch – Konsortialprojekt zum Verzicht auf das Schwanzkupieren beim Schwein“ eingerichtet. Hieran beteiligt waren fünf landwirtschaftliche Versuchseinrichtungen und weitere wissenschaftliche Partner. Dazu gehören:

  • Friedrich-Loeffler-Institut (FLI), Celle,
  • Christian-Albrechts-Universität, Kiel,
  • TLLLR Thüringen,
  • Versuchsstation Schwarzenau,
  • Bildungs- u. Wissenszentrum Boxberg,
  • Lehr- u. Versuchszentrum Futterkamp,
  • VBZL Haus Düsse,
  • Versuchsstation Wehnen.

Das Hauptziel des Projektes war, den Schweinehaltern konkrete Hilfen zu geben, damit sie mittelfristig auf das Schwanzkupieren verzichten können.

  • Maximaler Buchtenkomfort
  • Vor dem Start haben die Projektpartner umfangreiche Ansätze zusammengetragen, welche die Risiken für Schwanzbeißen reduzieren können. Im Fokus steht die Aufrüstung der konventionellen Ferkelaufzucht- und Mastbuchten zu maximal optimierten KomfortPlus-Buchten. Folgende Punkte wurden umgesetzt:
  • Umfangreich strukturierte Buchten zur Schaffung klarer Funktionsbereiche,
  • erhöhtes Platzangebot: 0,5 m²/Tier in der Aufzucht und 1,1 m² in der Mast,
  • Ruhezone mit geringem Schlitzanteil,
  • verschiedene Klima- und Lichtzonen,
  • Kühlungsmöglichkeiten,
  • organisches Beschäftigungsmaterial ab dem siebten Lebenstag,
  • Schaffung eines Wühlareals,
  • zusätzliches Angebot offener Tränken,
  • Tier-Tränke-Verhältnis unter 12 : 1,
  • großzügies Tier-Fressplatz-Verhältnis,
  • Verzicht auf Umgruppierungen.

Die KomfortPlus-Buchten wurden als höchster Standard definiert. Dieser sollte schrittweise reduziert werden, sobald die Haltung unkupierter Schweine erfolgreich war. Das galt als erfüllt, wenn in drei Aufzucht- bzw. Mastdurchgängen in Folge je maximal 5 % der Tiere Schwanzbeißen zeigten. Das heißt, am Mastende durften in Summe maximal 10 % der Tiere Schwanzverletzungen aufweisen.

Um die Verletzungen vergleichbar zu machen, hat sich das Team auf die Be­­wertung nach dem Deutschen Schweine...