Mecklenburg-Vorpommern will regionale Schlachthöfe fördern
Die seit einem Jahr erarbeitete neue Nutztierstrategie für MV ist fertig.
Mecklenburg-Vorpommerns Landwirtschaftsminister Dr. Till Backhaus hat am Mittwoch an der Milchtankstelle der Rinderzucht Augustin in Kemnitz die „Nutztierstrategie MV 2030“ vorgestellt. Das Papier wurde im Juni 2023 mit rund 70 Personen aus Verbänden, Vereinen und Institutionen sowie Landwirten erarbeitet. Beginnend mit einer Beschreibung und Analyse der Ursachen für den Ist-Zustand benennt die Strategie die künftigen Herausforderungen und Handlungsfelder in der Tierproduktion. Daraus leiten sich am Ende Forderungen ab, deren Umsetzung notwendig sind, um die Nutztierhaltung in MV wieder zu stabilisieren.
Zu den herausgearbeiteten Forderungen gehören u.a. das Schließen der Wertschöpfungsketten, z.B. durch das Schaffen von regionalen Schlachtkapazitäten für Schweine, Geflügel und kleine Wiederkäuer, dazu auch mehr mobile Schlachtung. „Zwar hat sich bei den Vermarktungsstrukturen in den vergangenen Jahren einiges getan, dennoch müssen wir feststellen, dass wir in einigen Bereichen keine geschlossenen Wertschöpfungsketten haben und ein Großteil der hier erzeugten tierischen Produkte außerhalb von M-V veredelt werden.
Mehrere Beteiligte haben angemerkt, dass es Potenziale im Aufbau eigener Wertschöpfungsketten gibt. Die Marketinggesellschaft der Agrar- und Ernährungswirtschaft M-V(AMV) ist bei uns im Land ein Beispiel für eine gelungene Zusammenarbeit von Unternehmen, die voneinander lernen und sich zum gegenseitigen Nutzen Informationen geben. Wir brauchen aber ein Mehr an Zusammenarbeit“, sagte Backhaus. Er plädierte für mehr Kooperation und sprach damit auch Gastronomen an, die verstärkt auf regionale Lebensmittel setzen sollten.
Auch kam im Diskussionsprozess die Forderung nach einer Rücknahme des Tierhaltungskennzeichnungsgesetzes auf. „Für diese Forderung setze ich mich seit geraumer Zeit ein und ich bin nach wie vor der Auffassung, dass der Bund durch die Länder dahingehend beeinflusst werden muss, nationale Alleingänge zu Lasten heimischer Landwirtschaftsbetriebe zu unterlassen", so der SPD-Politiker. Er wünscht sich stattdessen eine Gleichbehandlung in Form EU-einheitlicher Mindeststandards für die Kennzeichnung der regionalen Herkunft für alle landwirtschaftlichen Produkte.
Ausgangspunkt für die Erarbeitung des Strategiepapieres ist die Tatsache, dass der Viehbesatz in Deutschland und MV in den vergangenen Jahren in einem besorgniserregenden Umfang zurückgegangen ist. Im Jahr 2020 betrug der Bestand an Schweinen im Land rund 800.000 Tiere, in 2022 waren es 642.000 und im letzten Jahr nur noch 543.000 Tiere. „Wir verlieren im rasanten Tempo Nutztierhaltungen und bei Schweinen droht sogar, dass eine in den letzten Jahren erfolgreiche Branche geradezu implodiert. Diese Entwicklung erfüllt mich mit allergrößter Sorge, denn eines muss man wissen: Wo einmal eine große Nutztierhaltung aufgegeben worden ist, da entsteht in den allermeisten Fällen keine neue Tierhaltung“, kommentierte Minister Backhaus.
Die damit einhergehende Verlagerung der Tierproduktion ins Ausland habe nicht nur negative Folgen für die Wertschöpfung, sondern auch für die Einhaltung von Umwelt- und Tierschutzstandards. Die erarbeitete „Nutztierstrategie MV 2030“ geht von der Prämisse aus, dass die Haltung von Nutztieren eine wesentliche Rolle in einem nachhaltigen Ernährungssystem hat. Zentral ist für Minister Backhaus vor allem die Einsicht, dass Landwirtschaft kein Selbstzweck ist, sondern der Versorgung der Weltbevölkerung mit hoch qualitativen Lebensmitteln dient.
„Ein Landwirt in Deutschland ernährt heute rund 140 Menschen – mehr als doppelt so viel wie noch 1990 und das bei einer geringer werdenden landwirtschaftlichen Nutzfläche pro Einwohner“, unterstrich er. Parallel will Mecklenburg-Vorpommern bis 2040 klimaneutral werden und auch den ökologischen Fußabdruck der Land- und Ernährungswirtschaft reduzieren. „Wie das alles zusammenlaufen kann, darüber haben wir unter Moderation der Landesforschungsanstalt für Landwirtschaft und Fischerei MV miteinander gesprochen und werden dies weiterhin tun, auch um auf wissensbasierter Grundlage Festlegungen zu treffen“, sagte er.