SUS 2/2023

Produktionskosten: Dänen bleiben EU-Primus

Die dänischen Schweinehalter verteidigen ihre Kostenführerschaft in der EU.

Autoren: Robert Hoste, Uni Wageningen und Dr. Albert Hortmann-Scholten, LWK Niedersachsen

Die Schweinehaltung steht trotz der aktuell verbesserten Erlös­situation weiter unter Druck. Zwar haben sich die Preise für Futtermittel und Energie wieder etwas entspannt. Fachleute sind sich aber einig, dass die Schweinebranche auch mittelfristig mit deutlich höheren Kosten kalkulieren muss.

Gleichzeitig ist der Spielraum für hö­­here Erzeugererlöse begrenzt. Der weitere Rückgang des Fleischkonsums und der inflationsbedingte Trend zu günsti­geren Artikeln sind nicht zu übersehen.

Umso wichtiger ist es, dass die Branche ihre Produktionskosten genau kennt. Dies gilt insbesondere für den Fleisch­export, wo der Preis das wichtigste Kaufkriterium darstellt. Die Expertengruppe Interpig erstellt jährlich einen Produktionskostenvergleich für wichtige Erzeugerländer in Europa sowie in Nord- und Südamerika. Die jüngste Datenerhebung umfasst das Jahr 2021. Wie Deutschland hier ab­­schneidet und welche Trends im laufenden Jahr zu erwarten sind, haben wir mit Marktexperten der Landwirt­schafts­kammer Niedersachsen sowie der Uni Wageningen (NL) diskutiert.

Wo positioniert sich Deutschland im ­internationalen Vergleich?

Hortmann-Scholten: In der Auswertung für 2021 gehört die Bundesrepublik mit gut 1,80 €/kg Schlachtgewicht zu den Ländern mit den höchsten Produktionskosten. Nur Irland, Italien, Schweden und Großbritannien weisen höhere Kosten auf. Wobei die beiden letztgenannten schärfere Tierwohlstandards haben als wir. Die deutschen Mehrkosten belaufen sich im Vergleich zu wichtigen Nachbarländern wie den Niederlanden, Frankreich und Dänemark auf 10 bis 30 Cent je kg Schlachtgewicht.

Was sind die Ursachen?

Hoste: Die deutschen Schweinehalter leiden unter einem Strauß an Wettbewerbsnachteilen. Ein wichtiger Punkt bleibt die geringere Bestandsgröße, die insbesondere beim Ein- und Verkauf Nachteile mit sich bringt. Tendenziell sehen wir bei den kleineren Betrieben auch niedrigere biologische Leistungen. Insgesamt hat sich das Leistungsniveau der deutschen Schweinehalter weiter verbessert. Mit den Dänen und Holländern können sie jedoch aufgrund des weniger ausgefeilten Managements nicht mithalten.

Hortmann-Scholten: Ein weiterer Nachteil der hiesigen Schweinehalter ist die deutlich schwierigere und damit teurere Beschaffung von Fremdkapital. So liegt der Fokus der hiesigen Banken oft stark auf der Besicherung. Hingegen ist die Kreditvergabe z. B. in den Niederlanden stärker auf den Businessplan bzw. die erzielbare Rendite ausgelegt.

Warum hinkt Deutschland beim ­Schlachterlös so stark hinterher?

Hortmann-Scholten: Der Ausbruch der ASP im Jahr 2020 hat den deutschen Schweinesektor ins Mark getroffen. Über Nacht brachen wichtige Absatzkanäle in Asien weg. Die Schlachthöfe beziffern den Wertschöpfungsnachteil auf bis zu 35 € je Schwein. Im Auswertungsjahr 2021 hatte Deutschland zudem mit den Folgen des Schweinestaus zu kämpfen. Corona-bedingt kam es zu erblichen Kapazitätsausfällen in unseren Fleisch­betrieben und ruinösen Erzeugererlösen. In vielen anderen EU-Ländern hatte die Fleischindustrie deutlich...