Rukwied: Massiver Investitionsstau in der Schweinehaltung

Der DBV-Präsident betonte, dass den Schweinebetrieben aktuell die Zukunftsperspektiven fehlen.

Vor dem Hintergrund der dramatischen Lage für die deutsche Schweinehaltung hat der Präsident des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Joachim Rukwied, die Politik erneut dazu aufgefordert, alles dafür zu tun, um die Schweinehalter in dieser herausfordernden Zeit zu unterstützen. „Nahezu täglich steigen Betriebe aus der Schweinehaltung aus. Kaum einer investiert noch in neue Ställe. Deshalb brauchen unsere Schweinehalter jetzt dringend Zukunftsperspektiven“, betonte Rukwied heute auf dem DBV-Veredlungstag 2022 im bayerischen Essenbach. Der Umbau der Tierhaltung müsse zwingend durch langfristige Verträge gesichert werden. Und auf die Haltungskennzeichnung müsse zwingend auch eine Herkunftskennzeichnung folgen. „Sonst kommen wir beim Tierwohl nicht voran und die Schweinehaltung wird noch weiter ins Ausland verlagert“, warnte der DBV-Präsident.

DBV-Veredlungspräsident Hubertus Beringmeier kritisierte den aktuellen Gesetzentwurf zur Haltungskennzeichnung: „Der Entwurf weist handwerklich erhebliche Schwächen auf, mit denen die angestrebte Wirkung nicht nur verfehlt, sondern in Teilen sogar konterkariert wird.“ Beispielsweise sei die Sauenhaltung nicht berücksichtigt. So könnten Schweine und Schweinefleisch mit anderen Standards aus dem Ausland in den heimischen Markt importiert werden und würden das Tierwohllabel erhalten, beklagte Beringmeier. Das sei eine Einladung zur Verbrauchertäuschung. Dieser Entwurf müsse jetzt im parlamentarischen Verfahren noch deutlich nachgebessert werden.

Zudem entstehe eine erhebliche bürokratische Mehrbelastung, weil weder ein Anschluss an vorhandene amtliche Meldesysteme noch an private Qualitätssicherungssysteme hergestellt werden solle, gab der DBV-Veredlungspräsident des Weiteren zu bedenken. Außerdem sei der Anwendungsbereich nicht weitreichend genug gestaltet. Dringend müsse auch der Bereich der Verarbeitungsware und neben dem Lebensmitteleinzelhandel auch Verarbeiter, Großverbraucher sowie Gastronomie mit einbezogen werden.

Die Schweinehaltung in Deutschland stehe bereits seit längerer Zeit unter erheblichem Druck, stellte Beringmeier fest. Vor allem die Corona-Pandemie mit den Lockdown-Maßnahmen hat ihm zufolge zu einem massiven Preisverfall und „Schweinestau“ geführt. Erschwerend kämen die Auswirkungen der Afrikanischen Schweinepest (ASP) hinzu. Durch den Ukraine-Krieg und die Inflation werde der Sektor nun zusätzlich durch bisher nie gekannte Futter- und Energiekosten belastet.

Der neue Präsident des Bayerischen Bauernverbandes (BBV), Günther Felßner, stellte klar, dass der Strukturbruch keine Sorge sei, sondern bereits bittere Realität. „In den letzten zwölf Jahren haben wir 53 % unserer Schweinehalter verloren, die Zahl bayerischer Schweine reduzierte sich um knapp 30 %. In der Schweinehaltung ist es bereits fünf nach zwölf“, erklärte Felßner. Er wolle nicht, so der BBV-Präsident, „dass wir auf dem Papier die höchsten Vorgaben dieses Planeten für die Schweinehaltung haben, aber keine Betriebe mehr, die unter diesen Vorgaben wirtschaften können und somit das Fleisch aus Drittländern importiert werden muss“.