SUS 1 / 2024

Umweltbilanz: Was kommt auf die Bauern zu?

Nutztiere und Fleisch werden oft als Treiber des Klimawandels gesehen. Jetzt soll die Branche Umwelt­bilanzen berechnen.

Der Klimawandel ist allgegen­wärtig, und er beeinflusst die tägliche Arbeit der Bäuerinnen und Bauern. Die langen Trockenphasen in den Jahren 2018 und 2019 sowie die monatelange Nässe im Herbst und Winter 2023/2024 stellen die Be­­triebe vor große Herausforderungen.

Die Landwirtschaft ist Teil des Problems, sie ist aber auch Teil der Lösung. Kein anderer Wirtschaftszweig hat größere Kohlenstoffsenken zu bieten. Der Boden ist der zweitgrößte Kohlen­stoffspeicher nach den Ozeanen. Über 2 Mrd. t Kohlenstoff sind in den landwirtschaftlichen Böden Deutschlands ge­­speichert.

Experten fordern, dass die Landwirte Nachweise erbringen, wie sie ihre betriebliche Umweltbilanz verbessern. Doch das ist leichter gesagt als getan. Denn die große Herausforderung liegt derzeit in der korrekten Bilanzierung der Umwelt­auswirkungen. Welche Daten muss man erfassen? Wo finde ich belastbare Daten? Welche Vergleichswerte sind heranzu­ziehen? Welches Rechentool eignet sich für die Erstellung der eigenen Klima­bilanz am besten?

Das Schlachtunternehmen Tönnies hat im November seine Idee für ein Berechnungsmodell vorgestellt. Der Grund­ge­danke dahinter: Über die Klima­plattform Fleisch wird anhand von ein­fachen Fragen der CO2-Fußabdruck pro kg Tier bzw. pro kg Fleisch ermittelt.

Doch reicht das, und was kommt künftig auf die Landwirte zu? SUS hat vier Experten gefragt.

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Jetzt Standards setzen!

Dr. Wilhelm Jaeger, Tönnies

Deutsche Bauern haben die Treibhausgasemissionen seit 1990 um mehr als 20 % gesenkt – und das trotz Ausweitung der Produktionsmenge! Dennoch kommt die Landwirtschaft – insbesondere die Fleisch- und Wurstproduktion – in der Klimadebatte nicht gut weg. Oft ist es eine ideologische Debatte.

Umso wichtiger wäre es, dass wir wieder zu einer faktenbasierten Auseinandersetzung kommen. Dazu ge­­hört die Berechnung der...