Reportage: Von 0 auf 500 Sauen

Mitten in der Krise hat Junglandwirt Benedikt Pieper einen Sauenstall gepachtet. Trotz zahlreicher Herausforderungen hat er seinen Einstieg in die Ferkelerzeugung nicht bereut.

Einen Stall mit 500 Sauen pachten, wenn die Ferkelpreise seit Monaten nicht die Kosten decken? Eine Frage, bei der in den vergangenen Krisenjahren viele direkt abgewunken hätten. Nicht so Benedikt Pieper, der ge­­nau das im Herbst 2021 getan hat.

Zu der Zeit durchliefen die Ferkel­notierungen mit rund 20 € ein tiefes Tal. „Das habe ich bei meiner Entscheidung nicht ausgeblendet. Ich habe aber riesige Chancen in einem Einstieg in die Ferkelerzeugung gesehen“, stellt der jun­ge Landwirt klar.

Aufgewachsen auf einem Mastbetrieb im münsterländischen Reken, weiß er, wie wichtig ein guter Ferkelbezug für eine erfolgreiche Mast ist – und wie knapp das Angebot speziell an deutschen Ferkeln geworden ist. „Zudem habe ich in den vergangenen Jahren eine Leidenschaft für die Sauenhaltung entwickelt und mir mit diesem Schritt einen großen Wunsch erfüllt“, so der junge Betriebsleiter.

Eineinhalb Jahre Rumänien

Geweckt wurde diese Begeisterung für die Ferkelerzeugung bereits vor einigen Jahren. Damals absolvierte Pieper seine dreijährige Ausbildung zum Landwirt auf verschiedenen Betrieben mit Ferkelerzeugung. „Ich merkte schnell, dass mir die intensive Arbeit mit den Tieren und die vielen Möglichkeiten, die Produktion immer weiter zu optimieren, total zu­­sagten“, blickt der 26-Jährige zurück.

Nach seiner Ausbildung und dem Abschluss als staatlich geprüfter Landwirt zwei Jahre später wollte Pieper weitere Erfahrungen in der Sauenhaltung sammeln. Zumal das die Situation auf dem elterlichen Betrieb auch problemlos zu­­ließ. „Mit 1.600 Mastplätzen sind wir gut aufgestellt und mein Vater hat weiterhin viel Freude an der Landwirtschaft. Da braucht es noch nicht uns beide auf dem Hof“, erklärt der Schweineprofi mit einem Augenzwinkern.

Dass es ihn dann vor gut drei Jahren nach Rumänien verschlagen sollte, er­­gab sich über persönliche Kontakte. So hielt Benedikt Pieper noch Kontakt zu einem ehemaligen Mitauszubildenden, der als Erntehelfer in Rumänien arbeitete. Im Westen des Landes betreibt ein Zusammenschluss aus mehreren deutschen Landwirten einen Großbetrieb. „Der Ackerbau hat mich weniger ge­­reizt. Aber die Kooperation hat 2017 zur bestehenden Mast mit rund 8.000 Plätzen eine moderne Sauenanlage mit 1.600 ­Tieren inklusive Aufzucht gebaut“, er­­zählt Pieper.

Rund anderthalb Jahre arbeitete er dort als verantwortlicher Mitarbeiter und pendelte zwischen der Heimat und Rumänien. Dazu kamen regelmäßige Abstecher nach Sachsen, wo einer der Kooperationspartner einen weiteren Standort mit 3.000 Sauen betreibt. „Meistens war ich sechs bis acht Wochen unterwegs und dann zwei Wochen zuhause. Eine sehr spannende Zeit, in der ich auch Rumänisch gelernt habe“, erinnert sich der Junglandwirt gerne zurück.

Pachtstall mit guter Substanz

Bleibenden Eindruck hinterließen auch die hohen Produktionsstandards, speziell im Bereich der Hygiene. Denn sowohl in Rumänien als auch in Sachsen wurden die Gefahren durch die Afrikanische Schweinepest sehr ernst genommen. „Diese Bedrohung sorgte für ein hohes Maß an Professionalität in der gesamten Betriebsführung. Das hat mich sehr be­­eindruckt“, berichtet er.

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