Aldi will Haltungsstufen 1 und 2 auslisten

Ab 2030 will der Discounter nur noch Fleisch aus den Haltungsstufen 3 und 4 anbieten.

Einen tiefgreifenden „Haltungswandel“ beim Frischfleischsortiment haben Aldi Nord und Aldi Süd beschlossen. Die beiden Lebensmitteldiscounter, die zusammen auf einen Anteil am Frischfleischverkauf in Deutschland von rund 24 % kommen, kündigten am vergangenen Freitag für Rind-, Schweine-, Hähnchen- und Putenfleisch den schrittweisen Ausstieg aus den Haltungsstufen 1 und 2 bis zum Jahr 2030 an. Dies soll aber nicht für internationale und andere Spezialitäten sowie Tiefkühlartikel gelten.

Schon in diesem Jahr wollen die Konzerne den Anteil der beiden höchsten Stufen von bisher 12 % auf 15 % ausbauen. Bis 2025 ist der vollständige Verzicht auf Ware der Haltungsstufe 1 geplant. Ein Jahr später sieht der Plan der Discounter einen Anteil von mindestens 33 % der Stufen 3 und 4 vor, der bis 2030 auf 100 % steigen soll.

Während Tierschützer den Schritt der Discounter begrüßten, sieht der Deutsche Bauernverband (DBV) Hürden bei der Umsetzung. DBV-Präsident Joachim Rukwied gab außerdem zu bedenken, dass die Haltungsstufen 3 und 4 aktuell eine „absolute Marktnische“ seien. Der Bundesverband Rind und Schwein (BRS) begrüßte das Bekenntnis von Aldi zu mehr Tierwohl grundsätzlich. Geschäftsführerin Dr. Nora Hammer forderte aber, dass auch verarbeitete Ware entsprechend gekennzeichnet wird und man die deutschen Ferkelerzeuger „mit ins Boot holt“.. Denn schließlich müssten die weniger wertvollen Teilstücke ebenfalls angemessen bezahlt werden. Sie dürften nicht verramscht und eingepreist werden, so Hammer. Die Initiative Tierwohl (ITW) habe hierfür mit der Auszeichnung verarbeiteter Produkte gerade die Voraussetzungen geschaffen.

DBV-Präsident Joachim Rukwied stellte mit Blick auf die von Aldi vorgelegten Ausstiegspläne klar, wenn das Angebot in den Haltungsstufen 3 und 4 weiterentwickelt werden solle, seien in der Tierhaltung massive Investitionen und vor allem langfristige und verlässliche Liefervereinbarungen erforderlich. Wie der Funktionär anerkannte, ist der Lebensmitteleinzelhandel nun aber „offensichtlich bereit, auch im Einkauf erhebliche Summen aufzuwenden, um mehr Tierwohl angemessen zu honorieren“. Er rechnet allerdings nicht damit, dass ohne die Umsetzung der Empfehlungen des Kompetenznetzwerks Nutztierhaltung und ohne Überwindung der politischen Blockade beim Tierwohlvorrang im Baurecht die erforderlichen Angebotsmengen in den kommenden Jahren bereitgestellt werden können.

Der Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN), Dr. Torsten Staack, lobte das „klare Statement und wichtige Marktsignal“, das Aldi mit seinem Bekenntnis zum Ausstieg aus den Haltungsstufen 1 und 2 abgegeben habe. Allerdings hält auch er die Ziele der Discounter für „äußerst ambitioniert“, vor allem, weil die genehmigungsrechtlichen Rahmenbedingungen für die Umstellung derzeit noch nicht passten, was die Schweinehalter ausbremse. Staack gab zu bedenken, dass die Umstellung der Ställe unabhängig von den rechtlichen Hürden nicht zum Nulltarif zu haben sei. Er pochte deshalb auf „erheblich höhere Erlöse für die Bauern und das langfristig“. AgE


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