Beter Leven: Strengere Vorgaben für Schweinehalter

Das niederländische Tierwohllabel schreibt zukünftig Mindestgruppengrößen und große Festflächen vor.

Das bekannte niederländische Tierwohllabel Beter Leven wird zum 1. Januar 2025 die Teilnahmekriterien für die Schweinehalter spürbar verschärfen. Unter anderem werden für Sauen und Mastschweine Mindestgruppengrößen eingeführt und in allen Produktionsstufen müssen die Ställe über Fenster mit Tageslichteinfall verfügen.

Wie herausfordernd diese neuen Regeln für die Betriebe sind, wird unterschiedlich eingeordnet. Das Schlachtunternehmen Vion agiert als Kettenpartner im Beter Leven-Konzept und berät seine Lieferbetriebe bei der Umsetzung der Labelvorgaben. Gegenüber der niederländischen Fachzeitschrift Boerderij erklärte der Konzern, dass bereits zahlreiche Schweinehalter für die Zukunft gerüstet sind. Nur eine kleine Anzahl von Betrieben könne oder wolle die neuen Anforderungen nicht mehr umsetzen. Zu der Frage, wie viele Schweinehalter das schätzungsweise betrifft, hielt sich der Fleischkonzern bedeckt. „Das ist ein dynamischer Prozess“, so Vion.

Der Branchenverband der Schweinehalter (POV) berichtet dagegen, dass in letzter Zeit viele Anrufe von verunsicherten Mitgliedern eingehen würden. Viele fragen sich, wie sie die zusätzlichen Haltungsvorgaben von Beter Leven erfüllen können. „Neben der Frage, ob sie die Genehmigung für die Umbaumaßnahmen bekommen, geht es auch um die Finanzierung“, so POV-Vorsitzende Linda Verriet. Es gäbe zwar einige Betriebe, die durch Neubauten und Sanierungen sehr gut aufgestellt sind.

Etliche Betriebe könnten aber Stand heute die Mindestgruppengrößen bei Sauen und Mastschweinen von mindestens 20 Tieren oder die 40 % feste Fläche in Aufzucht und Mast nicht umsetzen. Auch das Verbot der Kastenstandhaltung mit Auslauf wiegt schwer. Einer Einschätzung des POV zufolge müssen bis 2025 noch circa zwei Drittel der Beter-Leven-Betriebe mehr oder weniger umfangreiche Investitionen tätigen. Lediglich ein Drittel der Schweinehalter ist bereits gut vorbereitet auf die neuen Auflagen.

„Es würde mich nicht wundern, wenn 20 bis 30 % der Schweinehalter bei Beter Leven aussteigen“, sagt Eelco van de Hoef, Innovations- und Produktmanager für Schweinefutter bei AgruniekRijnvallei. Der Branchenkenner erwartet aber, dass diese Lücke schnell geschlossen wird. Schließlich gäbe es eine gewisse Nachfrage nach Beter-Leven-Schweinefleisch. „Die strengeren Auflagen werden gerade für Schweinehalter mit neuen Ställen auch Chancen bieten. Aufgrund der erreichten Marktsättigung konnten sie bisher nicht am Konzept teilnehmen“, erklärt van de Hoef.

Zum Hintergrund: Aktuell nehmen 789 Schweinehalter an Beter Leven teil. Die meisten Betriebe produzieren nach den niedrigsten Labelkriterien in der 1 Stern-Kategorie. Einige wenige Landwirte, vor allem aus dem Öko-Bereich, erzeugen 2- und 3 Sterne-Fleisch. In Summe kamen im vergangenen Jahr knapp 4 Mio. Beter Leven-Schweine an den Haken. Mit Fleisch und Fleischprodukten aus dem Beter Leven-Programm wurden im ersten Halbjahr 2023 gut 1,4 Mrd. € Umsatz gemacht. Zu den Umsätzen bei den Supermarktketten Aldi und Lidl liegen keine Zahlen vor. Beim Schweinefleisch hat das Labelprogramm mittlerweile einen Marktanteil von über 90 %.