BRS fordert Nachbesserungen bei Tierhaltungskennzeichnung

Der BRS lehnt den Gesetzesentwurf aufgrund etlicher Mängel entschieden ab und fordert ein realistisches Gesamtkonzept für eine zukunftsfähige Nutztierhaltung in Deutschland.

Am 25. November wurde im Bundesrat über den Entwurf des Gesetzes zur Einführung einer verbindlichen Tierhaltungskennzeichnung abgestimmt. Mit ihrer Zustimmung haben die Länder signalisiert, dass sie sich einer Transformation nicht verschließen wollen. Wie zuvor schon der Agrar- und Wirtschaftsausschuss, sehen aber auch sie noch dringenden Nachbesserungsbedarf.

Empfehlungen der Borchert-Kommission umsetzen

„Wir erkennen an, dass dem BMEL mit diesem Gesetzesentwurf etwas gelungen ist, was bisher noch keinem Landwirtschaftsministerium vorher gelungen ist“, bewertet Dr. Nora Hammer, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Rind und Schwein (BRS) die aktuelle Entwicklung. Die Bundesregierung sei nach Ansicht von Dr. Hammer allerdings gut beraten, den Empfehlungen des eigenen Kompetenznetzwerkes Nutztierhaltung Folge zu leisten und diese mit dem Gesetz umzusetzen.

Es sei wichtig, die bei Verbrauchern schon bekannten Label einzubinden, auf vorhandene Strukturen und Erfahrungen aufzubauen sowie die ganze Produktionskette einzubinden. Die Fehler bei der „Eierkennzeichnung“ dürften sich nicht wiederholen.

Einheitliche Folgenabschätzung wichtig

Passiere dies nicht, drohe ein Strukturbruch in der Schweinehaltung und im vor- und nachgelagerten Bereich. Marketingkonzepte würden zerstört, Wertschöpfung gehe verloren und Arbeitsplätze in ländlichen Regionen seien gefährdet, so die BRS-Geschäftsführerin. „Leider vermissen wir bis heute eine ehrliche Folgenabschätzung für Deutschland“, kritisierte Dr. Hammer.

Sollten sich die Ergebnisse der Train-Studie aus Niedersachsen auf ganz Deutschland übertragen lassen, könnte die Bruttowertschöpfung in der Agrarwirtschaft um 54 % und in der Nahrungs- und Futtermittelindustrie um 30 % einbrechen. Allein die Beschäftigungsverluste in Niedersachsen wurden auf 55 bzw. 32 % geschätzt.

Verlagerung der Tierhaltung ins Ausland abschätzen

„Wir brauchen solche Studien, um die Folgen einer Verlagerung von Tierhaltung und Tierwohl ins Ausland für die Wertschöpfung und Klimaeffekte abschätzen zu können,“ ist Dr. Hammer überzeugt. Schließlich gehe es um die Ausrichtung der deutschen Schweine- und Rinderhaltung auf eine nachhaltige, EU-Taxonomie konforme Nutztierhaltung. „Wir haben die Befürchtung, dass das Ministerium diese Betrachtung mit seinem Tierwohllabel, das nur einen Teil der Nachhaltigkeit abbildet, komplett aus dem Blick verloren hat“, so die BRS-Geschäftsführerin weiter.