SUS 4 / 2023

Spaniens Fleischbranche bleibt positiv

Die Fleischproduzenten in Spanien wollen trotz zunehmender Kritik weiter wachsen, rechnen aber mit sinkenden Margen. Noch gibt die Politik der Branche Rückendeckung.

Unsere Autorin: Stefanie Müller, Spanien

Der spanische Schweinefleischmotor läuft trotz zunehmender Kritik von Tier- und Umweltschützern sowie zuletzt sinkender Produktionsmengen weiter auf Volllast. Der Selbstversorgungsgrad liegt aktuell bei über 200 %. Im letzten Jahr hat die Branche über 5,2 Mio. t Schweinefleisch produziert und damit ihren Spitzenplatz in der EU gefestigt. Und der Abstand zum Zweitplatzierten Deutschland wächst immer weiter an. Die Bundesrepublik hat im letzten Jahr nur noch 4,5 Mio. t produziert. 2020 waren es laut Statistikamt noch knapp 5,1 Mio. t.

Die wirtschaftliche Bedeutung des ­spanischen Veredlungssektors ist mittlerweile gewaltig. Der Exportumsatz beträgt derzeit fast 11 Mrd. €. Die gesamte Branche setzt nach offiziellen Angaben des Nationalen Verbandes der Fleischindustrie Spaniens (Anice) rund 31 Mrd. € um.

Gemessen am gesamten Umsatz des Lebensmittelsektors sind das gut 28 % bzw. 2,6 % des Bruttoinlandproduktes. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Umsatzanteil der Fleischbranche, gemessen am gesamten Umsatz des Lebensmitteleinzelhandels, bei gut 20 %.

Minister unterstützt Branche

Unterstützung erhält die Branche von der Politik. Landwirtschaftsminister Luis Planas von der Mitte-links stehenden Partei PSOE (Partido Socialista Obrero Español) sieht sich sogar als Sprachrohr des Sektors. Planas setzte sich bislang immer wieder offen für die finanzielle Unterstützung der Landwirte und Fleischindustrie ein. Für neue EU-Auflagen in den Bereichen Haltung und Schlachtung zahlt die spanische Regierung finanzielle Hilfen an die Sauenhalter und Mäster.

Glück haben die spanischen Veredler und Schlachthöfe auch damit, dass die heimischen Medien nur selten auf Skandale in Schlachthöfen oder landwirtschaftlichen Betrieben eingehen. Und wenn dies doch einmal geschieht, ist der mediale Fokus meistens schnell wieder vorbei.

Kein Wunder, dass der Nationale Verband der Fleischindustrie zufrieden ist mit der bisherigen Entwicklung. „Wir wachsen, die Erlöse stimmen und wir profitieren zunehmend von den deutschen Exportproblemen seit dem Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest in verschiedenen Bundesländern“, be­­tont Exportmanager Miguel Ángel Garciá vom Branchenführer Vall Companys.

Er ist deshalb fest davon überzeugt, dass der spanische Schweinefleischexport so lange stabil läuft, wie das Land ASP-frei bleibt. Und dafür setzt man alle Hebel in Bewegung. Die spanische Veredlungsbranche arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung der eigenen Biosicherheit. So fordert zum Beispiel der Bauernverband, dass alle Importferkel mittels Blutprobe vor der Einfuhr auf das ASP-Virus untersucht werden. Zudem sollen Transportunternehmer für ihre Lkw Reinigungs-...