SUS 02 /2024

Vion: Rückzug aus dem Nordwesten

Mit der Trennung von mehreren Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben will sich der Fleischkonzern gesundschrumpfen.

Die Gerüchteküche brodelte schon seit Monaten. Dennoch sorgte das Fleischunternehmen Vion Mitte Januar für einen Paukenschlag in der Branche. In einer offiziellen Erklärung gab man bekannt, dass deutsche Geschäftsportfolio über­arbeiten zu wollen und sich in diesem Zuge kurzfristig von mehreren Schlacht- und Verarbeitungsbetrieben in Nordwest-Deutschland zu trennen.

Fazit
Vion trennt sich von Schlacht- und Verarbeitungsstandorten im Nordwesten.
Teils werden die Standorte von anderen Marktakteuren ­übernommen.
Als Gründe führt Vion das schwierige Marktumfeld und Überkapa­zitäten in der Schlachtbranche an.
Ein Sanierungsprogramm zeigte wenig Wirkung. Die deutsche Schweinesparte lief weiter defizitär.
Branchenexperten mahnen die zunehmende Marktmacht der großen Schlachter an.

Einige Standorte werden von anderen Akteuren der Fleischbranche übernommen. Auf dem Schlachthof im niedersächsischen Emstek dürfte dagegen nie wieder ein Schwein an den Haken kommen. Für Vion steht am Ende, dass das ehemals bundesweite Netzwerk an Niederlassungen an Substanz verliert. Und dass man, zumindest bezogen auf die Schweinefleischsparte, in einem selbst­ erklärten Heimatmarkt nur noch eine Nebenrolle spielt.

Konkurrenz greift zu

Den Ton geben andere Unternehmen an und diese bedienen sich gerne am Tafelsilber des Marktbegleiters. Allen voran die Tönnies Unternehmensgruppe aus Ostwestfalen. Vorbehaltlich der kartellrechtlichen Zustimmung werden der Fleischverarbeitungsbetrieb bzw. Rinder­schlachthof im thüringischen Altenburg sowie der Schinkenspezialist Ahlener Fleischhandel an den unangefochtenen Branchenprimus gehen. Der Schweine­verarbeitungsbetrieb im brandenbur­gischen Perleberg, immerhin ei­ner der größten Frischfleischvermarkter für Schwei­nefleisch in Brandenburg, wird von der mittelständischen Schlachterei Uhlen aus Niedersachsen übernommen.

Während diese Standorte von den neuen Eignern weiterbetrieben werden, ist im ehemals größten Schweineschlachthof des Konzerns in Emstek das Licht erstmal ausgegangen. Mitte Februar sind hier die letzten Schweine geschlachtet worden. Der neue Eigen­tümer, ein Speditionsunternehmer aus Cloppenburg, ließ schon verlauten, dass er den Schlachtbetrieb nicht wieder aufnehmen will.

Da der Standort über einige Kühlkapazitäten verfügt und logistisch günstig liegt, könnte hier ein reiner Umschlagplatz entstehen. In der Branche hört man, dass eine solche Nutzung auch im Sinne anderer Fleischverarbeiter wäre.

Klammert man das Rindfleischsegment aus, wo Vion immer noch stark aufgestellt ist, schlachtet das Unternehmen nur noch Schweine an den süddeutschen Niederlassungen in Vilshofen und Landshut, sowie im Mischbetrieb in Crailsheim. Die Kapazität soll nach Unternehmensangaben bei zusammengenommen 60.000 Schweinen die Woche liegen.

Zu viele Haken im Nordwesten

Der Konzern begründet den Einschnitt mit den massiven Umbrüchen im deutschen Schweinesektor. So hätte das spürbar gesunkene Lebendangebot speziell im Nordwesten zu Überkapazitäten in der Schlachtung geführt. Und die leeren Haken schmälern nicht nur die Produktionseffizienz. Der Kampf um den Rohstoff treibt auch die Einkaufspreise hoch.

Die wiederum lassen sich Vion zufolge auf den internationalen Fleischmärkten nur schwer wieder einspielen. Zumal deutsches Schweinefleisch aufgrund der teils immer...