Kaniber präsentiert Tierwohlprogramm „BayProTier“

Teilnehmenden Betrieben sollen die Kosten tierwohlfördernder Maßnahmen ausgeglichen werden.

Bayerns Landwirtschaftsministerin Michaela Kaniber hat die wesentlichen Eckpunkte ihres künftigen Tierwohlprogramms „BayProTier“ vorgestellt, dessen Genehmigung durch die EU-Kommission jetzt eingeleitet wird. Damit könne das Programm noch im Sommer gestartet werden kann, zunächst mit Fokus auf die Zuchtsauen und die Ferkelaufzucht, erklärte die Ministerin am vergangenen Freitag in München. Mit „BayProTier“ gehe der Freistaat in Sachen Tierwohl voraus und warte nicht auf den Bund. Tierwohl sei die „Lizenz zur Produktion“, betonte die CSU-Politikerin. Es habe elementare Bedeutung für die Akzeptanz der Nutztierhaltung in der Verbraucherschaft, könne von den Bauern aber nicht allein gestemmt werden. Vor diesem Hintergrund biete Bayern mit dem Programm künftig einen „maßgeschneiderten Einstieg“, um Betriebe auf dem Weg zu mehr Tierwohl zu unterstützen. Ziel sei es, die Kosten tierwohlfördernder Maßnahmen für die Betriebe auszugleichen. Das Programm umfasst zwei Stufen. Zum einen die Komfortstufe für den Einstieg in mehr Tierwohl, die über gesetzliche Standards hinausgeht. Daneben gibt es eine Premiumstufe für deutlich höhere Standards. Vorgaben für den Bereich Zuchtsauen und Ferkelaufzucht sind unter anderem mehr Platz für die Tiere, mit Stroh eingestreute Liegeflächen und die Möglichkeit des Auslaufs ins Freie. Der modulartige Aufbau des Programms ermöglicht es, dass Verbesserungen auch in einzelnen Haltungsbereichen wie zum Beispiel Wartestall, Abferkelstall und Ferkelaufzucht honoriert werden können. Der Bayerische Bauernverband (BBV) begrüßte das Programm.

Laut Kaniber soll das Programm auf weitere Produktionsrichtungen wie Rinderhaltung und Schweinemast ausgeweitet werden. BayProTier sei ein „langfristig angelegtes Tierwohlprogramm für diejenigen Betriebe, die ihre Zukunft in der Nutztierhaltung sehen und bereit seien, den Weg zu mehr Tierwohl mitzugehen“. Allerdings seien alle Marktteilnehmer gefordert, ihren Teil dazu zu leisten. Auch die Verbraucher müssten mitmachen; heimisches Tierwohlfleisch müsse auch gekauft werden. Die Ressortchefin verband die Vorstellung des Programms mit Kritik an der Bundesregierung. Mit den Vorschlägen der Borchert-Kommission liege in Berlin ein Plan zum Umbau der Nutztierhaltung auf dem Tisch. Der Koalitionsvertrag erwähne ihn aber mit keiner Silbe. Und aus Signalen der Berliner Ampelkoalition könne geschlussfolgert werden, dass diese „die guten Vorschläge der Borchert-Kommission zum Umbau der Tierhaltung“ endgültig fallen lassen wolle, so Kaniber. Es könne „doch nicht sein, dass fertige, breit mitgetragene Konzepte auf dem Tisch liegen und Berlin diese Vorschläge ignoriert“.

Der BBV betonte, er werde sich mit aller Kraft weiter dafür einsetzen, dass die Bundesregierung aufbauend auf den Borchert-Vorschlägen ein Gesamtkonzept vorlege und damit den Tierhaltern Verlässlichkeit und Perspektiven gebe. „BayProTier kann das Gesamtkonzept der Borchert-Kommission zur Weiterentwicklung der Tierhaltung nicht ersetzen. Das Progamm ist aber ein „wichtiges Zeichen an die bayerischen Bauernfamilien, dass Weiterentwicklung zu mehr Tierwohl einen Kostenausgleich braucht und die bayerische Staatsregierung hier auch bereit ist, einen Beitrag zu leisten und die Betriebe finanziell zu unterstützen“, unterstrich BBV-Generalsekretär Georg Wimmer. Außerdem sei es sinnvoll, in der aktuell dramatischen Lage der Schweinehalter erst einmal mit den Maßnahmen für Schweine zu starten, auch wenn die heimischen Schweinehalter momentan finanziell kaum in der Lage seien, Investitionen in mehr Tierwohl zu stemmen. Zudem seien die Anforderungen in BayProTier bereits in der ersten Stufe sehr hoch, während gleichzeitig aber keine langfristig verbindliche Programmlaufzeit gegeben sei. Aber es könne eine Hilfe sein für die Betriebe, die bereits in mehr Tierwohl investiert hätten. AgE


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