„Die Ferkel- und Schweinepreise dürften stabil bleiben“

Positive Botschaften auf der diesjährigen SUS-Fachtagung in Vechta: Die deutschen Veredler können sich wahrscheinlich noch etwas länger über auskömmliche Preise freuen.

Positive Botschaften auf der diesjährigen SUS-Fachtagung in Vechta: Die deutschen Veredler können sich wahrscheinlich noch etwas länger über auskömmliche Preise freuen. Derweil wachsen die Bäume in Spanien nicht mehr in den Himmel.

Spanien hat seine Schweinefleischproduktion in den letzten Jahren rasant ausgebaut und ist mittlerweile die unangefochtene Nr. 1 in Europa. Dr. Miguel Angel Higuera, Direktor der spanischen Schweineorganisation Anprogapor, präsentierte jedenfalls beeindruckende Wachstumszahlen. So wuchs die dortige Produktion zwischen 2013 und 2020 um 46 %. “Insbesondere die starken Zuwächse im Export nach China haben dazu geführt, dass wir in den letzten Jahren eine solche Erfolgsgeschichte schreiben konnten und im Jahr 2021 über 58 Mio. Schweine geschlachtet haben”, betonte Higuera.

Der Branchenkenner musste aber auch einräumen, dass die extreme Konzentration auf den China-Export auch seine Schattenseiten hat. Nach der Blütezeit setzte jedenfalls ein bis heute andauernder Abwärtstrend ein. Als die Asiaten aufgrund der Corona-Pandemie und einer wiedererstarkten Selbsterzeugung deutlich weniger Ware orderten, bekamen die Spanier das deutlich zu spüren. “Im Jahr 2020 exportierten wir fast 1,4 Mio. Schweinefleisch nach China. Zwei Jahre später war es nur noch etwas mehr als die Hälfte”, belegte der Branchenvertreter den Abschwung mit kernigen Zahlen.

Zwar haben sich die Exportgeschäfte inzwischen wieder etwas erholt und man konnte auch die Abhängigkeit von China weiter reduzieren. Doch nun wird die spanische Schweinebranche durch immer mehr „innere“ Probleme ausgebremst. So gelten inzwischen strenge Bestandsobergrenzen für Stallneubauten. „Das führt dazu, dass unsere von einer mehrstufigen Integration bestimmte Branche nicht mehr so große und effiziente Standorte bauen darf, wie sie gerne möchte“, erklärt Higuera.

Hinzu kommen zusehends intensiv geführte Diskussionen um den Wasserverbrauch solcher Großanlagen und die generelle Konzentration der Schweinehaltung auf nur wenige Regionen in Spanien. So stehen allein in Aragonien und Katalonien 29 bzw. 23 % des nationalen Schweinebestandes von gut 32 Mio. Tieren. Auch die Erlössituation passte zuletzt nicht. Zwar führt Spanien naturgemäß immer die EU-Schweinepreisvergleiche an. Durch die massiv gestiegenen Futterkosten sind aber die Produktionskosten in die Höhe geschnellt und die Schweinehalter haben im vergangenen Jahr ein Minus von 6 Cent pro kg Lebendgewicht eingefahren.

Zumindest was die Erlöse auf Seiten der deutschen Schweinehalter angeht, konnte Marktexperte Dr. Albert Hortmann-Scholten von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen nur positives berichten. Zwar seien auch in Deutschland die Kosten für Futtermittel oder Energie enorm gestiegen. Auf der anderen Seite wird aber aktuell der höchste VEZG-Preis für Schlachtschweine seit dem zweiten Weltkrieg notiert. „Außerdem sehe ich am Futtermittelmarkt durchaus noch Luft für weitere Preissenkungen. Zumindest auf absehbare Zeit rechne ich daher mit vollkostendeckenden Erlösen für die Tierhalter“, so Hortmann-Scholten.

Einen Grund für die guten Preisaussichten sieht der Marktexperte in dem anhaltenden Rückgang der Schweinebestände. Seit mehreren Jahren befindet sich die Schweinefleischproduktion in Deutschland in einer Negativspirale. Die jüngsten Prognosen für das laufende Jahr weisen einen Rückgang der Schlachtzahlen von 7,5 % aus. In diesem Fall hätten die hiesigen Schlachter nur noch gut 43 Mio. Schweine an den Haken gebracht. In 2019 waren es noch über 55 Mio. Tiere.

Laut den vorläufigen Ergebnissen der neusten Viehzählung wurden in Deutschland zum Stichtag 3. Mai 2023 nur noch 20,7 Mio. Schweine gehalten. Das ist der niedrigste Bestand seit 1990. „Erschreckend ist auch die hohe Aufgabequote. Aktuell halten nur noch knapp 16.000 Landwirte Schweine. Das sind gegenüber der Mai-Zählung im letzten Jahr fast 11 % weniger!“, so der Marktanalyst.

Zur Vorsicht mahnte Hortmann-Scholten beim Umbau der Tierhaltung. Er glaubt auch nach heutigem Stand nicht daran, dass die Erzeugung in den Haltungsformen 3 und 4 bzw. Bio für einen nennenswerten Teil der Betriebe eine Perspektive bietet. Dem entgegenstünden hohe Bau- und Lohnkosten sowie die ausländische Konkurrenz. „Ohne 5 x D und die Hinzunahme der Verarbeitungsware, wird Haltungsform 3 und 4 zukünftig im Ausland produziert“, ist er überzeugt.