SUS 02 / 2024

Wachsen ohne Baukran

Mäster Martin Hagemann will sich nicht vom vermeintlichen Hype um höhere Haltungsformen ­treiben lassen. Er dreht lieber konsequent an den feinen Stellschrauben seiner Produktion.

Wenn man mit Martin Hagemann aus Haltern am See über seinen Be­­trieb spricht und über das, was er sich in den letzten Jahren auf­gebaut hat, dann spürt man viel Über­zeugung. Seine unternehmerischen Entscheidungen geht der junge Schweinemäster aber genauso nüchtern an, wie er die Zukunft der Schweinehaltung in Deutschland einordnet. „Wir sind gut aufgestellt und fahren mit dem Betrieb auf Sicht. Ich wünschte es wäre anders, aber ich sehe aktuell nicht die Rahmenbedingungen gegeben, um mehrere Millionen Euro in die Schweine­haltung zu investieren“, stellt der Westfale klar.

Fazit
Martin Hagemann hat kurz nach der Betriebsübernahme 2014 einige Sanierungsmaßnahmen und einen Stallneubau in Angriff genommen.
Die 2.000 Mastschweine füttert er vierphasig. Als Eigenmischer setzt er auf Getreide, Mais und ­verschiedene Nebenprodukte.
Seine Duroc-Schweine kommen auf Tageszunahmen von 950 g.
Der Landwirt ist unsicher, ob er ohne festen Bonus weiterhin bei der ITW mitmacht.

Statt also über Bauzeichnungen und Gutachten für einen neuen Stall in Haltungsform 3 oder gar 4 zu brüten, versucht er das Bestmögliche aus seinem Mastbetrieb mit gut 2.000 Plätzen rauszuholen. „Wenn man ehrlich ist, muss doch eines klar herausgestellt werden: Wer in unserer Betriebsgröße bei fairen Erzeugerpreisen kein Geld verdient, wird das auch mit doppelt so vielen Tieren oder einem Stall in HF 4 nicht tun“, so Hagemanns klare Meinung.

Start nach dem Studium

Dabei hat der Halterner die Schweinehaltung ganz bewusst über die Jahre als Hauptbetriebszweig weiter ausgebaut. Die Voraussetzungen dafür waren schließlich gut. Denn als er im Jahr 2014 nach dem Agrarstudium in Osnabrück zuhause einstieg, hatten seine Eltern den Betrieb bereits auf die Schweinemast, den Ackerbau und den Verkauf von Weihnachtsbäumen ausgerichtet.

„Ich habe direkt losgelegt und in den nachfolgenden Jahren drehte sich eigentlich immer der Betonmischer“, blickt der Landwirt zurück. Als ersten Schritt pachtete er noch im selben Jahr einen Maststall mit gut 600 Plätzen. Den hatte ein Nachbarbetrieb Anfang der 2000er-Jahre unweit von Hagemanns Hofstelle im Außenbereich errichtet. „Fast zeitgleich habe ich auch unsere Altställe nach meinen Vorstellungen umgebaut. Angefangen von neuen Fliesen bis hin zu einem Komplettaustausch der Fütterung und Lüftung“, erzählt der umtriebige Landwirt.

Zwei Jahre nach seinem Einstieg legte Hagemann dann richtig los. In einem Zug baute er auf dem eigenen Hof einen neuen Maststall für 500 Tiere und angeschlossener Lagerhalle für Futter­mittel. „Ich bin überzeugter Eigen­mischer. Alles was wir auf unseren Feldern anbauen, veredeln wir über die Schweine“, so der Westfale. Zusammen mit dem Pachtstall, den er wenig später kaufen konnte, hält er nach den Kriterien der Initiative Tierwohl (ITW) etwa 2.000 Mastplätze.

Fester Ferkellieferant

Der 34-jährige Agraringenieur wird nicht müde, immer wieder seine Produktion auf den Prüfstand zu stellen. Angefangen beim Ferkelbezug. „Wir bekommen die Ferkel zwar nicht aus dem Nachbardorf, sondern aus den Niederlanden. Trotzdem gibt es einen...